Direkt zum Inhalt

News: Herpes-Viren 'killen' Elefanten

Wenn Dickhäuter in Tiergärten sterben, sorgt das für Aufsehen. Umso aufgeregter reagierte die amerikanische Öffentlichkeit, als in der jüngeren Vergangenheit zehn Elefanten in ihren Gehegen in den USA an einer zunächst rätselhaften Krankheit starben. Jetzt haben Wissenschafter die Ursache entdeckt: Herpes-Viren, in der gemischten Haltung von afrikanischen und indischen Elefanten von Art zu Art übersprangen. In Schönbrunn gibt es keine Gefahr, es werden ausschließlich afrikanische Elefanten gehalten.
Die Tiere in den USA gingen an schweren inneren Blutungen zugrunde. Tierschützer schlugen Alarm. Daraufhin begannen sowohl Veterinär- als auch Humanmediziner in den USA mit der Fahndung nach der Ursache der Erkrankungen, wie Laura K. Richman von der Johns Hopkins University School of Medicine und seine Co-Autoren in der Ausgabe von Science vom 19. Februar (Abstract) berichten.

Zunächst fanden die Wissenschafter Zeichen von Herpes-Infektionen in Herz, Leber und Zunge der gestorbenen Dickhäuter. Zwar konnten sie die Erreger nicht kultivieren, aber mit den modernsten Labormethoden gelang ihnen die Typisierung der Viren. Dabei gab es eine Überraschung. Es lagen offenbar Infektionen mit zwei verschiedenen Virus-Stämmen vor: In afrikanischen Elefanten wurden Herpes-Viren gefunden, die offenbar von den im selben Gehege gehaltenen indischen Dickhäutern stammten und umgekehrt. – Und die Todesfälle waren nur in gemischten Herden aufgetreten.

Während – so die Experten – offenbar die Infektion mit dem "eigenen" Herpes-Virus für afrikanische bzw. indische Elefanten ungefährlich ist, bewirkt ein Überspringen die schwere Krankheit. Nur eines der erkrankten Tiere konnte gerettet werden: Es bekam das seit Jahren beim Menschen angewendete Herpes-Medikament Famcyclovir.

Freilich, international ist man in der Haltung von Elefanten in Tiergärten im vergangenen Jahrzehnt von gemischten "Herden" abgegangen. Dr. Heinrich Burger vom Tiergarten Schönbrunn: "Die gemeinsame Haltung von indischen und afrikanischen Elefanten gilt aus verschiedenen Gründen als nicht mehr angebracht. Wir haben hier in Wien übrigens vier afrikanische Elefanten aus München auch deshalb bekommen, weil man sich dort auf indische Elefanten spezialisiert hat."

So versuchen Tiergärten seit einigen Jahren durch Tausch etc. zu reinen Beständen an afrikanischen oder indischen Elefanten zu kommen. Ein Grund dafür ist auch das unterschiedliche "Naturell" der Tiere. Afrikanische Elefanten sind dominanter und können indische unterdrücken, was zu schweren Problemen führen kann. Ein anderer Grund sich auch solche Krankheitserreger.

Burger: "Man hält auch nicht Rinder und Schafe zusammen." Auch hier können Krankheitserreger von den Schafen auf die Rinder überspringen und diese "killen".

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.