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Altruistische Meeressäuger: Orcas teilen Beute mit Menschen

Schwertwale überraschen Menschen immer wieder mit einem ungewöhnlichen Verhalten: Sie nähern sich ihnen wiederholt mit einem Geschenk im Maul. Was steckt dahinter?
Ein Orca taucht aus dem blauen Ozean auf, während Wasser von seinem Rücken spritzt. Der Himmel ist bewölkt und vermittelt eine ruhige, aber kühle Atmosphäre. Der Orca ist teilweise aus dem Wasser sichtbar, mit seiner markanten schwarz-weißen Färbung und der hohen Rückenflosse.
Orcas machen manchmal mehr Beute, als sie benötigen. Dann geben sie sogar Menschen hin und wieder etwas davon ab.

In mehreren dokumentierten Fällen haben Schwertwale (Orcinus orca) Menschen offenbar gezielt Beutetiere angeboten – darunter Fische, Vögel, Robben und sogar Quallen. Fachleute vermuten, dass dieses Verhalten auf eine ausgeprägte soziale Intelligenz und möglicherweise sogar auf Mitgefühl gegenüber anderen Spezies hinweist.

Ein internationales Team um den Meeresbiologen Jared Towers vom Forschungsinstitut Bay Cetology im Kanadischen British Columbia hat insgesamt 34 Berichte zusammengetragen, wonach Orcas dabei beobachtet wurden, Menschen auf Booten, im Wasser oder an der Küste sowohl erbeutete Tiere als auch andere Dinge anzubieten. Die Geschenke reichten von Rochen über Otter bis hin zu Seetang. Auf Hawaii näherte sich zum Beispiel ein Schwertwal mit einem riesigen Tunfisch im Maul einem Taucher. Das Tier stoppte ein paar Meter entfernt, stieß den Fisch in Richtung des Menschen und entfernte sich dann. Nachdem der Beschenkte das Präsent weggeschoben hatte, kam der Wal zurück, nahm den Fisch mit und teilte ihn anschließend mit seinen Artgenossen.

Innerhalb von Orca-Gruppen ist das Teilen von Nahrung üblich; Fachleuten zufolge stärkt es den sozialen Zusammenhalt. Dass die Tiere dieses Verhalten auch gegenüber Menschen zeigen, könnte auf eine generalisierte Form von Altruismus (Selbstlosigkeit) hindeuten, vermutet Towers gegenüber dem Magazin »New Scientist«. Schwertwale machen gelegentlich mehr Beute, als sie für sich selbst benötigen. Die Überschüsse könnten sie für soziale Interaktionen nutzen – selbst über Artgrenzen hinweg. 

  • Quellen
Towers, J. R. et al., Journal of Comparative Psychology, 10.1037/com0000422, 2025

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