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Freizeit: Hilft ein Hobby gegen Depression?

Ob Klavier spielen, töpfern oder malen: In manchen Ländern verschreiben Ärzte gegen Depression mitunter Freizeitaktivitäten. Wie gut das wirkt, zeigt nun eine Langzeitstudie.
Malkurs

Wer an Depression leidet, fühlt sich häufig einsam und macht nur wenig positive Erfahrungen. Im Vereinigten Königreich gibt es daher seit einigen Jahren das »social prescribing«: Gemeint ist das »Verschreiben« von sozialen Aktivitäten für Patienten mit einer Depression – als ein Baustein in der Behandlung vor allem von leichten bis mittelschweren Erkrankungen.

Für die ärztlich oder therapeutisch verordnete Geselligkeit kommen zum Beispiel Vereine, Ehrenämter und Hobbytreffs in Frage. Psychologen um Daisy Fancourt vom University College London wollten nun wissen, inwiefern speziell die Ausübung eines Hobbys vor einer Depression schützt oder deren Verlauf positiv beeinflussen kann. Dazu analysierten sie die Daten einer Längsschnittstudie, in der rund 8800 ältere Erwachsene über zwölf Jahre hinweg kontinuierlich interviewt worden waren.

In den Fragen ging es unter anderem um depressive Symptome und darum, ob die Probanden einem Hobby nachgingen. Definiert war dies als eine regelmäßige Beschäftigung, die nur dem Zeitvertreib dient und körperlich nicht anstrengend ist. Eine Sportart wurde also nicht dazu gezählt – denn Bewegung hat ebenfalls einen Effekt auf Depressionen, was die Ergebnisse hätte verfälschen können. Typische Hobbys waren etwa, ein Musikinstrument zu spielen, handwerklich oder anderweitig kreativ tätig zu sein.

Wer zum Start der Untersuchung keiner solchen Freizeitaktivität nachging, profitierte davon, damit anzufangen: Das Risiko, im Verlauf der Studie an einer Depression zu erkranken, war dann um 32 Prozent geringer als das jener Teilnehmenden, die kein Hobby aufnahmen. Doch auch für diejenigen, die schon zu Beginn an einer Depression litten, erwies sich eine neue Freizeitbeschäftigung als vorteilhaft. Nicht nur ihre Symptome waren anschließend weniger gravierend, die Chancen einer Genesung stiegen zudem auf das Dreifache im Vergleich zu Hobby-Muffeln – selbst wenn sich die Schwere der Depression zuvor nicht unterschieden hatte.

Es scheint demnach zu einem gewissen Grad vor Depression zu schützen, wenn man einem Zeitvertreib nachgeht, schlussfolgern die Forscher. Dabei spiele es keine Rolle, wie viel Zeit man zur Verfügung hat oder wie viel Geld man dafür ausgeben kann. Vielmehr werten sie die Ergebnisse als Beleg für die Effektivität von »social prescribing«, also die heilsame Wirkung von gemeinschaftlicher Aktivität. Zwar wurde nicht erfasst, ob die Versuchspersonen ihrem Hobby allein oder zusammen mit anderen nachgingen. Bei den meisten Beschäftigungen kommt es jedoch früher oder später zu einem Austausch mit Gleichgesinnten.

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