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Primaten: Hirngröße abhängig von Nahrungsangebot?

Forscherin mit Orang-Schädel
Zumindest bei den südostasiatischen Orang-Utans könnte die Größenentwicklung des Gehirns abhängig sein von der Qualität und Quantität der vorhandenen Nahrung. Zu diesem Fazit kommt eine Studie von Andrea Taylor von der Duke-Universität und Carel van Schaik von der Universität Zürich, nachdem sie die Schädel der beiden Orang-Utan-Arten Pongo pygmaeus von der Insel Borneo und Pongo abelii von Sumatra verglichen hatten.

Orang-Utan | Orang-Utan in seinem natürlichen Lebensraum: Das Nahrungsangebot der Tropenwälder bestimmt offensichtlich ihre Hirngröße mit.
Vor allem Weibchen der Unterart Pongo pygmaeus morio aus dem Osten Borneos wiesen ein deutlich kleineres Hirnvolumen – ermittelt aus insgesamt 226 Museumsskeletten – auf als ihre Verwandten auf der Nachbarinsel. Gleichzeitig leben diese kleinwüchsigeren Orang-Utans in den nährstoffärmsten Regionen Borneos, wo es häufiger zu Nahrungsengpässen kommt und die bevorzugten Früchte der Tiere generell nährtsoffärmer sind. Dagegen besiedeln die großköpfigen Primaten der Nachbarinsel Regenwälder, die auf relativ jungen Böden wachsen und damit auch eine wesentlich bessere Versorgung gewährleisten. Zudem beeinflussen hier die regelmäßig auftretenden pazifischen El-Niño-Ereignisse im Gegensatz zu Ostborneo kaum das Pflanzenwachstum und damit ebenfalls die Lebensgrundlage der Affen.

Die Geschlechterunterschiede bei Pongo pygmaeus morio seien zudem auf die Belastung der Weibchen durch Schwangerschaft und die Aufzucht des Nachwuchses zurückzuführen, so die Forscher. Da aber gerade Entwicklung und Betrieb des Gehirns energieaufwändig sei, reagierten die Tiere durch reduzierte Schädelgrößen auf die häufig inadäquaten Versorgungsverhältnisse. Auf diese Ernährungssituation lassen sich womöglich aber auch noch weitere Körpermerkmale zurückführen: So besitzen diese Orang-Utans stärkere Kiefer als ihre Artgenossen aus anderen Regionen, um zähere und härtere Fruchtvarianten konsumieren zu können.

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