Pädophilie: Hirnscans könnten sexuelle Neigung verraten
Wenn wir ein Gesicht betrachten, verarbeitet unser Gehirn in Sekundenbruchteilen wichtige Informationen: Unter anderem prüft es, ob die Person grundsätzlich als Sexualpartner in Frage käme, also das richtige Geschlecht und Alter hat. Bei Pädophilen lösen Kindergesichter die gleichen Reaktionen im Gehirn aus, die sich bei anderen Menschen zeigen, wenn sie Porträts von erwachsenen Personen des bevorzugten Geschlechts sehen.
Forscher um den Psychologen Jorge Ponseti von der Universität Kiel zeigten 56 Männern, die sich entweder zu Frauen, Männern, Mädchen oder Jungen hingezogen fühlen, Porträts von Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Dabei maßen sie mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), wie stark verschiedene Hirnregionen durchblutet wurden. Bestimmte Bereiche im Gehirn reagierten nur auf Bilder von Personen, deren Geschlecht und Alter mit der jeweiligen Neigung des Probanden übereinstimmte.
Diagnose per Hirnscan?
Bereits in früheren Studien hatten die Forscher gezeigt, dass sich pädophile Neigungen im Hirnscan erkennen lassen, wenn man den Versuchspersonen Nacktbilder von Erwachsenen und Kindern präsentiert. Sollte sich die Reaktion auf Gesichter als ähnlich zuverlässig erweisen, ließe sich damit Pädophilie diagnostizieren, ohne dass man ethisch problematische Bilder von nackten Kindern einsetzen müsste.
Für die Therapie von Sexualstraftätern könnte ein solches Verfahren wertvolle Informationen liefern. Denn nicht jeder, der ein Kind missbraucht, ist pädophil. So genannte Ersatztäter vergreifen sich an Minderjährigen, da ihnen altersgemäße Geschlechtspartner fehlen. Diese Menschen brauchen eine ganz andere Therapie als solche, die sich tatsächlich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen.
Fragwürdig bleibt das Verfahren dennoch: Schließlich greift es tief in die Intimsphäre ein und könnte außerdem zur Stigmatisierung von Betroffenen beitragen, zumal nicht jeder Pädophile straffällig wird.
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