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Hirnstoffwechsel: Warum Kinder schneller lernen als Erwachsene

Kinder können sich auf die Schnelle viel besser neue Dinge einprägen als Erwachsene. Ein Neurotransmitter spielt hierbei womöglich die entscheidende Rolle.
Ein Mädchen sitzt an einem Tisch und stützt sich mit den Händen auf einem Buch ab. Sie ist von Bücherstapeln umgeben.
Kinder lernen nicht nur Sprachen leichter als Erwachsene. Auch in anderen Bereichen – wie beim Musizieren oder im Sport – sind diejenigen, die bereits in der frühen Kindheit damit begannen, im Vorteil.

Kinder saugen Informationen auf wie ein Schwamm. Doch warum lernen wir mit zunehmendem Alter immer mühsamer? Eine Forschungsgruppe um Sebastian Frank von der Universität Regensburg hat nun entdeckt, dass der Neurotransmitter GABA dabei wohl von besonderer Bedeutung ist. Die Psychologen konzentrierten sich auf die so genannte retroaktive Interferenz: Möchte man sich auf die Schnelle viel einprägen, kann man sich die ersten Informationen meist schlechter merken, weil sie von den darauf folgenden überschrieben werden.

Die Forschenden vermuteten, dass ein Kinderhirn solche konkurrierenden Daten besser voneinander abschirmen und sich deshalb mehr nacheinander einprägen kann. Man weiß bereits, dass der Botenstoff GABA dafür verantwortlich ist, eine Gedächtnisspur zu stabilisieren. Womöglich schützt er bei Kindern vor einem Überschreiben von Informationen. Die Sache hat allerdings einen Haken: Das GABA-System bildet sich erst im Lauf der Jugend vollends aus, weshalb die Konzentration des Neurotransmitters bei Kindern geringer ist als bei Erwachsenen. Wie können junge Sprösslinge trotz dieser vermeintlich schlechteren Ausgangslage retroaktive Interferenzen so viel besser vermeiden?

Um dem nachzugehen, untersuchte die Forschungsgruppe 13 acht- bis elfjährige Kinder und 14 Erwachsene mittels funktioneller Magnetresonanzspektroskopie und analysierte die Konzentration des Botenstoffs vor, während und nach visuellen Gedächtnisübungen. Wie vermutet, war der GABA-Spiegel in den Kinderhirnen vor dem Training geringer. Im Gegensatz zu den Erwachsenen schoss er bei der jüngeren Versuchsgruppe nach einer Übung jedoch hoch. »Offenbar steigt die GABA-Konzentration bei Kindern nach aufeinander folgenden Lerneinheiten«, sagt Frank. »Dadurch lässt sich das eben Gelernte schnell stabilisieren.« Dafür sprechen auch die Verhaltensdaten: Die kleinen Probanden ließen sich durch neue Informationen weniger aus dem Konzept bringen als Erwachsene.

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