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Wetter: Hitze die zweite, 2019

Der Sommer dreht erneut auf: Was bedeuten Hitze und Trockenheit für Böden, Wälder und Ernten? Und: Wie lange könnte die Hitzewelle dauern?
Mehrere Menschen im Gegenlicht an einem Seeufer. Sieht sommerlich aus.

Als der Deutsche Wetterdienst (DWD) Ende April eine Pressemitteilung über die anhaltende Frühjahrstrockenheit veröffentlichte, ging ein nervöses Zucken durch die Republik. »Wetterdienst warnt vor Dürresommer« titelten die Zeitungen und Onlineportale, was so allerdings nicht stimmte. Niemand, nicht einmal die Meteorologen, wusste zu diesem Zeitpunkt, wie der Sommer werden könnte. Und niemand beim Wetterdienst hätte wohl geahnt, dass eine harmlose Konditionalkonstruktion solche Wellen schlägt. »Hält die Trockenheit an, droht der nächste Dürresommer in Deutschland«, hatte der DWD eigentlich geschrieben. Doch am Ende konnte man sich immerhin damit zufriedengeben, dass ein grobes Missverständnis vorlag. Denn dass erneut ein Dürresommer bevorstand, war eher unwahrscheinlich.

Jetzt sind sich die Meteorologen nicht mehr so sicher. Seit Wochen hat es viel zu wenig geregnet, vor allem im Norden und Osten herrscht eine schwere Dürre. Auf dem Dürreatlas des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung leuchten wieder viele Regionen rot, die Böden sind staubtrocken, die Wasserreserven alle aufgebraucht. Und seit einigen Tagen haben die Meteorologen wenig Grund zur Annahme, dass sich daran etwas ändern wird: Von Montag an strömt erneut extreme Hitze nach Europa. Regen ist nicht in Sicht. Die Böden trocknen weiter aus.

Dauer und Intensität der zweiten Hitzewelle dieses Sommers sind noch unklar, aber manches Wettermodell berechnet ähnliche Extremtemperaturen, wie sie sich schon Ende Juni einstellten, nachdem heiße Luft nach West- und Mitteleuropa strömte. Von Montag an klettern die Temperaturen im Süden schon auf über 30 Grad, zum Dienstag kommt die Saharaluft auch im Norden an. Am heftigsten erwischt die Affenhitze wohl Frankreich, Benelux und den Westen Deutschlands, hier sind nach Wochenmitte Höchstwerte von mehr als 35 Grad Celsius die Regel, im Landesinnern von Frankreich dürften auch die 40 Grad Celsius wieder überschritten werden. In Paris könnte sogar der Allzeitrekord mit 40,4 Grad Celsius vom Juli 1947 geknackt werden.

Temperaturrekorde in Sicht

»Es wird wieder sehr heiß«, sagt Tobias Reinartz vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. »Eine solche Hitzewelle erlebt man nicht alle Tage.« Den vorläufigen Höhepunkt erwartet er am Donnerstag und Freitag, mit Temperaturen bis 38 Grad Celsius. Lokal könnten auch 40 Grad Celsius erreicht werden, sagt er, aber das sei nur eine vorsichtige Prognose. Denn bei der Hitzewelle Ende Juni zeigte sich, dass die Wettermodelle die Maximalwerte doch ein wenig übertrieben hatten. Damals verhinderte Saharastaub in der Atmosphäre wohl einen neuen deutschen Hitzerekord (40,3 Grad Celsius in Kitzingen).

In den Westalpen steigt die Nullgradgrenze auf über 5000 Meter

Dieses Mal gelangt wahrscheinlich nur wenig Wüstenstaub nach Mitteleuropa. Ob damit jedoch auch neue Rekorde aufgestellt werden, ist noch unklar. Das Potenzial dafür ist jedenfalls vorhanden. In der Höhe strömt extrem warme Luft nach West- und Mitteleuropa, über den Westalpen steigt die Nullgradgrenze auf über 5000 Meter. Das hauseigene Wettermodell des Deutschen Wetterdienstes (Icon) lässt die Hitzeblase weit nach Norden wandern, für große Teile Belgiens und Hollands berechnet es Temperaturen jenseits der 40 Grad. Tritt diese Prognose ein, dann wären die bisherigen Rekordwerte pulverisiert. Wärmer als 38,8 Grad Celsius (Belgien) und 38,6 Grad Celsius (Niederlande) war es in den beiden Ländern bisher noch nie.

Frankreich glüht

Besonders extrem wird es auch wieder in Frankreich werden, dort war der Schwerpunkt der Hitzewelle Ende Juni. Im südfranzösischen Vérargue wurde am 28. Juni ein neuer landesweiter Hitzerekord mit exakt 46 Grad Celsius aufgestellt, wie die Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) vergangene Woche bestätigte. Vor allem die Mitte und der Norden Frankreichs leiden derzeit unter großer Trockenheit. Bauern bangen um ihre Ernte.

In Deutschland ist die Situation auf den Feldern ebenfalls angespannt, viel schlimmer ist die Lage aber im Wald. Denn erst jetzt zeigen sich die Schäden, die der Dürresommer 2018 angerichtet hat. Betroffen sind Fichte und Tanne, aber auch immer mehr Laubbäume. So beobachten Forstwissenschaftler seit einiger Zeit kränkelnde Buchen, viele Wipfel sind bereits abgestorben. Diese Entwicklung ist deshalb bedenklich, weil man bis vor Kurzem noch davon ausging, dass die Buche eine der heimischen Baumarten ist, die mit Trockenheit und Hitze am ehesten zurechtkommt und damit fit für den Klimawandel wäre. Die vergangenen beiden Jahre haben nicht nur Ernten, sondern auch Gewissheiten zerstört.

Da ist es also wieder, das Gefühl von 2018. Forstleute bangen um den Wald, Bauern um ihre Ernte. Nach dem weltweit, europaweit und landesweit wärmsten Juni der Wetteraufzeichnungen scheint auch der Sommer 2019 insgesamt eine bedenkliche Entwicklung zu nehmen. Pünktlich zu Beginn des Hochsommers baut sich über dem Kontinent eine Omega-Wetterlage auf, die nicht nur Hitze, sondern zunächst auch knochentrockene Luft nach Mitteleuropa führt. Solche Wetterlagen zeichnen sich vor allem durch ihre Beständigkeit aus. Einmal ausgebreitet, macht ein Omega-Hoch im Hochsommer nicht so schnell Platz für regenträchtige Tiefdruckgebiete. Die Wettermodelle geben jedenfalls wenig Hoffnung auf ein Ende der Hitze. Bis mindestens Freitag dürfte die Backofenluft in Deutschland bleiben, darauf legen sich die Meteorologen öffentlich fest. Rein statistisch hat der Hochsommer aber gerade erst begonnen.

Alles hängt nun am August. Eine weitere Dürreperiode wäre fatal. Denn im Boden sind die Wasserreserven nach dem Dürresommer beinahe aufgebraucht. Ein weiterer Rekordmonat wäre Gift für Wald und Feld. Man kann nur hoffen, dass der letzte Sommermonat komplett ins Wasser fällt.

Anm. d. Red.: Der deutsche Temperaturrekord wurde in Kitzingen, nicht in Bad Kissingen aufgestellt. Wir haben den Fehler korrigiert.

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