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News: HIV wirkt auch von „draußen"

Forscher am National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) haben eine neue Strategie des human immunodeficiency virus (HIV) entdeckt, das Immunsystem zu schwächen. Dies gelingt ihm schon von außerhalb der fremden Zelle.
Drew Weissman und seine Kollegen vom NIAID fanden heraus, daß das HIV schon Wirkungen zeigt, bevor es überhaupt in die fremden Zellen eindringt. Proteine in der äußeren Hülle des Virus binden an ein Molekül namens CCR5 auf der Zelloberfläche und lösen dort eine biochemische Reaktion aus: Es wird ein Signal in das Innere der Zelle gesendet, das die Zelle aktivieren und sie für die HIV-Infektion anfälliger machen könnte. Wenn die Zelle bereits mit HIV infiziert ist, kann die Aktivierung die Produktion des Virus verstärken.

„Diese neuen Daten verbessern unser Verständnis über die komplexe Art und Weise, wie HIV die Erkrankung auslöst," sagt Dr. Fauci. „Dieser Virus ist ein wirklich schrecklicher Feind und hat viele Tricks auf Lager." Dr. Weissman fügt hinzu: „Unsere Erkenntnisse deuten darauf hin, daß HIV, auch ohne eine Zelle zu infizieren, den Krankheitsprozeß durch Aktivierung von Zellen und Beeinflussung ihrer Bewegung und Aggregation grundlegend beeinflussen kann."

HIV benötigt im allgemeinen zwei Rezeptoren, um in eine Zelle einzudringen: CD4 und entweder CCR5 oder CXCR4, abhängig vom Virenstamm. Die HIV-Stämme, die im Frühstadium der HIV-Krankheit am häufigsten auftreten, die sogenannten Makrophage-Tropic (M-tropic) Viren, benutzen CD4 und CCR5 zum Eindringen in die Zelle. Viele Stämme des Simian Immunodeficiency Virus (SIV), eines Verwandten des HIV, der nicht-menschliche Primaten, z.B. Affen, infiziert, nutzen ebenfalls diese Rezeptoren.

Dem Bericht in Nature (Ausgabe vom 30. Oktober 1997) nach bewirken Hüllproteine aus vier unterschiedlichen M-tropic HIV-Stämmen und einem M-tropic SIV-Stamm mit Hilfe des Rezeptoren CCR5 ein Signal, das die Zellen in der Kultur anregte sich fortzubewegen. Im Gegensatz dazu lösten Hüllproteine aus anderen Virenstämmen, die sogenannten T-Zellen Tropic (T-tropic) Stämme, keine Signaleprozesse aus.

„Die HIV-Krankheit ist gekennzeichnet durch ständige Immunaktivierung. Die durch Hüllproteine angeregten und mittels CCR5 ausgelösten Signale können eventuell direkt oder indirekt zu diesem verstärkten Aktivierungzustand beitragen, mit negativen Folgen für die HIV-infizierte Person", sagt Dr. Fauci.

In aktivierten Zellen ist nicht nur die HIV-Reproduktion und Verbreitung verstärkt: Die chronische Immunaktivierung während der HIV-Krankheit kann auch zu einer massiven Stimulierung der B-Zellen der betroffenen Person führen. Dadurch wird die Fähigkeit dieser Zellen herabgesetzt, Antikörper gegen andere Krankheitserreger zu bilden. Weiterhin kann chronische Immunaktivierung kann auch zu einer Art Zellselbstmord führen, der sogenannten Apoptosis, und zur erhöhten Produktion von signalgebenden Molekülen, den Cytokinen, die wiederum eine erhöhte HIV-Reproduktion auslösen.

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