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Flores-Mensch: Hobbits im Reich der Riesenratten

Ihre Höhle teilten die kaum einen Meter großen Flores-Menschen auch mit Ratten, darunter eine mit dem treffenden Namen Flores-Riesenratte. War der Hobbit ein großer Kleinwildjäger?
Flores-Riesenratte (links), rekonstruierter Flores-Mensch (rechts)

In der Welt des Flores-Menschen ging aus unserer Sicht einiges drunter und drüber: Während auf der indonesischen Insel manche Tiere, wie das elefantenähnliche Stegodon, erheblich kleiner waren als ihre Verwandten auf dem Festland, wuchsen andere Tiere wie der 1,80 große Marabuverwandte Leptoptilos robustus zu enormer Körpergröße heran. Auch die Gruppe der Nagetiere hatte – und hat – riesenwüchsige Vertreter, wie zum Beispiel die Flores-Riesenratte Papagomys armandvillei mit bis zu 45 Zentimeter Körperlänge.

Sollte der nur wenig mehr als doppelt so große Flores-Mensch gejagt haben, konnte er sich also aussuchen, ob er lieber Jagd auf besonders kleines Großwild oder eher großes Kleinwild machte. Und tatsächlich haben vielleicht die Riesenratten auf seinem Speisezettel gestanden, denn ihre Knochen fanden sich nebst denen anderer Rattenspezies zu Abertausenden in der Höhle Liang Bua, dem bekanntesten Fundort von Homo-floresiensis-Fossilien.

Anhand dieser Rattenknochen konnten Forscher nun nachvollziehen, wie sich die Umwelt der Höhle im Lauf der Zeit änderte: Das offene Grasland vor 100 000 Jahren wich nach und nach dichtem Dschungel. Das lasen die Wissenschaftler um Elizabeth Veach von der Emory University in Atlanta aus dem relativen Anteil der diversen Rattenspezies im Fundspektrum. Wie sie im »Journal of Human Evolution« schreiben, verschwanden mit der Zeit jene Arten, die in offener Landschaft leben, zu Gunsten jener, die sich, wie die Riesenratte, unter einem dichten Blätterdach zu Hause fühlen.

Auch Homo floresiensis scheint es am Ende in der Liang-Bua-Höhle nicht mehr behagt zu haben. Vor rund 50 000 Jahren verliert sich seine Spur. Ob die archaischen Menschen, deren Gehirn nur so groß war wie das von Schimpansen, zu jenem Zeitpunkt ausstarben oder an noch unentdeckten Orten weiterlebten, ist offen. Auch wie sie sich ihre Nahrung verschafften, wissen Forscher noch nicht. Möglicherweise ernährte sich der Flores-Mensch von dem, was Raubtiere übrig ließen, möglicherweise ging er aber auch gezielt selbst auf die Jagd. Eine genauere Analyse der rund 220 000 Nagetierknochen aus der Höhle könnte hier aufschlussreich sein, meint Forscherin Veach. Darum sucht sie jetzt in einem Anschlussprojekt nach Werkzeugspuren an den Knochen, die darauf hindeuten würden, dass die Hobbits die Ratten zur Fleischgewinnung zerlegten.

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