Intensive Landwirtschaft: Hochleistungssorten sind nicht »verwöhnt«
Moderne Hochleistungssorten bringen nicht nur unter idealen Bedingungen bessere Erträge als alte Sorten, sondern schneiden auch mit weniger Dünger und Pestiziden besser ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsgruppe um Rod J. Snowdon von der Justus-Liebig-Universität in Gießen nach einem dreijährigen Versuch mit 191 Weizensorten aus den letzten 50 Jahren. Wie das Team in »Nature Plants« berichtet, sind die speziell für die intensive Landwirtschaft gezüchteten Sorten nicht so stark auf moderne Hilfsmittel angewiesen wie bisher angenommen – auch unter schlechteren Bedingungen liefern sie meist höhere Erträge als alte Sorten. Bisher ging man oft davon aus, dass ältere Sorten weniger stark auf optimale Bedingungen spezialisiert sind und dadurch ungünstigere Bedingungen besser verkraften als Hochleistungsgetreide. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein.
»Es ist ein Mythos, dass alte Sorten unter extensiven Bedingungen besonders gut abschneiden«, sagt Holger Zetzsche vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Quedlinburg, der an dem Versuch beteiligt war. Das Experiment zeige den Fortschritt der Pflanzenzucht über die Zeit: Je älter die Sorte, desto geringer die Erträge, unabhängig von den äußeren Umständen. Modernere Sorten lieferten außerdem stabilere Erträge, so die Arbeitsgruppe. Die Befunde widersprächen der Annahme, dass bei der kontinuierlichen Zucht auf höhere Erträge andere Eigenschaften verloren gehen, die unter widrigen Bedingungen bedeutsam werden. Nach Ansicht der Forschungsgruppe passierte das Gegenteil: Durch die gezielte Selektion unter verschiedenen Anbaubedingungen im Verlauf der Zucht sammelten sich vorteilhafte Genvarianten an. Deren Effekte seien zwar für sich genommen sehr klein, umfassten aber die ganze Bandbreite der gewünschten Eigenschaften, darunter bessere Wasser- und Nährstoffnutzung.
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