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Hochsensibel: Empfindliche Naturen sind häufiger depressiv

Wer leicht von Reizen überfordert ist, leidet häufiger unter Angst und Depression. Müsste man Sensibilität daher in der Psychotherapie stärker berücksichtigen?
Eine Vase mit Wasser steht auf einem Holztisch, darin sind weiße Orchideen mit rosa Zentren arrangiert. Im Hintergrund ist eine cremefarbene Wand und ein halb geöffnetes, lichtdurchlässiges Vorhang zu sehen. Die Szene wirkt ruhig und elegant.
»Zarte Pflänzchen« brauchen besondere Pflege.

Eine größere Empfänglichkeit für Umweltreize geht einer neuen Analyse zufolge mit einer Anfälligkeit für psychische Probleme einher. Forschende um den Psychologen Tom Falkenstein von der Queen Mary University of London werteten dafür 25 Studien neu aus. Empfindlichkeit wurde meist mit einem Fragebogen aus der Forschung zur »Hochsensibilität« gemessen. Dieses wissenschaftlich durchaus umstrittene Konzept besagt, dass manche Menschen die Welt besonders genau und intensiv wahrnehmen und deshalb schnell von Reizen überwältigt sind.

Tatsächlich waren Personen mit hohen Sensibilitätswerten häufiger ängstlich und depressiv. In einzelnen Studien zeigte sich, dass besonders eine »leichte Erregbarkeit« oft mit psychischen Problemen zusammentraf. Damit wird die Tendenz beschrieben, schnell überfordert zu sein, wenn viele Reize oder Anforderungen gleichzeitig auftreten. Allerdings zeigten sich auch Zusammenhänge mit einer »niedrigen Reizschwelle«, also einer empfindlicheren Reaktion auf Licht, Geräusche, Gerüche oder die Textur von Stoffen. Eine Offenheit gegenüber feinen Details in Musik, Kunst oder Natur überlappte dagegen kaum mit psychischen Symptomen.

Sensibilität als Persönlichkeitsfaktor sollte nach Ansicht der Forschenden stärker in der Psychotherapie berücksichtigt werden. Das gelte sowohl für die Diagnostik als auch für die Planung von Behandlungen. Zu beachten sei jedoch, dass alle einbezogenen Untersuchungen auf Selbstberichten beruhten, denn noch lässt sich Sensibilität nicht objektiv messen.

  • Quellen
Falkenstein, T. et al., Clinical Psychological Science 10.1177/21677026251348428, 2025

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