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News: Hormone machen Männer zu Vätern

Während der Schwangerschaft fährt die Frau hormonell gesehen neun Monate lang Achterbahn - und die werdenden Väter fahren mit! Denn in ihrem Blut steigen und fallen die Konzentrationen von Prolactin und Testosteron in ähnlichen Mustern wie bei ihren Frauen, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Womöglich ist dafür eine Kombination aus Verhalten und Pheromonen der schwangeren Frau verantwortlich, die den Mann auf die kommende Geburt vorbereitet.
Während einer Schwangerschaft steigt im Blut der werdenden Mutter die Konzentration einer Reihe von Hormonen an: So beispielsweise Prolactin, das die Milchbildung reguliert, das Streßhormon Cortisol, das an der Auslösung des Muttergefühls beteiligt ist, und das weibliche Hauptsexualhormon Östrogen. Kurz nach der Geburt fallen die Hormon-Werte stark ab, vermutlich bewirkt die Entwicklung des Babys im Bauch diese hormonellen Veränderungen.

Jüngste Studien an Nagetieren, Vögeln und einigen Primaten haben gezeigt, daß Väter hormonell auf die Geburt der Jungen vorbereitet werden. Bis jetzt konnte aber noch niemand sagen, ob dies auch für den Menschen gilt.

Deshalb haben Anne Storey und ihre Kollegen von der Memorial University in St Johns, Kanada, 34 Paare eines Geburtsvorbereitungskurses untersucht. Mehrere Male nahmen sie Blutproben vor und nach den Schwangerschaften und untersuchten die Hormonwerte der Paare. Viele hattennur einmal ihr Blut gespendet, doch einige Paare konnte Storey regelmäßig untersuchen. So schwankten die Werte von Cortisol, Prolactin und Testosteron der Väter während der Schwangerschaften ihrer Patnerinnen außerordentlich stark. "Die Unterschiede waren bei den schwangeren Frauen zwar weitaus größer, doch die Muster waren ähnlich", sagt Storey. Der Testosteron-Wert fiel unmittelbar nach der Geburt um 33 Prozent und war mit einem väterlichen Verhalten der Männer gekoppelt. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in einer kommenden Ausgabe von Evolution and Human Behaviour veröffentlicht.

Das Team befragte die Väter auch nach Veränderungen, die ein Indikator für eine "mitfühlende" Schwangerschaft sein könnten, zum Beispiel Müdigkeit, Appetitsveränderung oder Gewichtszunahme. Väter, die solche Symptome angaben, hatten gleichzeitig höhere Werte von Prolactin im Blut und zeigten einen steileren Abfall des Testosteron-Werts, als diejenigen, die keine Schwangerschaftssymptome empfanden.

Die Wissenschaftler untersuchten außerdem kurzfristige Veränderungen. So hörten die Probanten nach der Blutentnahme sechs Minuten das Geschrei eines Neugeborenen vom Band und schauten sich ein Lernvideo über das Stillen von Babys an. Dreißig Minuten danach spendeten sie erneut Blut. Wie erwartet fanden die Forscher erhöhte Prolactin-Konzentrationen, und wie bei den zukünftigen Müttern sank der Cortisol-Wert stark ab.

Storey glaubt, daß eine Kombination aus Verhalten und Pheromonen der schwangeren Frau den Mann dazu drängt, sich auf die kommende Geburt vorzubereiten. "Es hat etwas mit dem Zusammensein des Paares zu tun, daß den Mechanismus in Gang bringt."

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