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News: Hormonkur für Roboter

Roboterkonstrukteure kämpfen schon seit langem mit einem Problem: Ihre elektronischen Schützlinge sind zu unselbstständig. Geht etwas kaputt, brauchen sie Hilfe. Vielleicht kann eine digitale Hormonkur Abhilfe schaffen. Sie wirkt wie bei uns auch an verschiedenen Stellen gleichzeitig und kann unterschiedliche Reaktionen auslösen - im Gegensatz zu den klassischen gezielten Befehlen. Einige Maschinen hat sie jedenfalls wieder auf die Beine gebracht.
Ein Roboter geht spazieren. Etwas ungelenk stakst er auf seinen Gliedmaßen durch den Raum, das Ziel fest vor Augen. Doch da – hoppla! Eine Unebenheit, er stolpert, ein kaum hörbarer Knack, und der kleine Blechgeselle geht zu Boden: Der Fuß ist ab. Hilflos liegt er da, verzweifelt muss er auf seinen Forscher warten, der ihm wieder eine neue Gehhilfe montiert. Unabhängigkeit? Eigenständigkeit? Oder gar persönliche Entfaltung? Für Roboter süße, aber ferne Träume.

Vielleicht nicht mehr lange. Behnam Salemi und seine Kollegen vom Information Science Institute der University of Southern California haben ein Steuersystem entwickelt, mit dem sich multimodulare Roboter zumindest auf eine neue Situation einstellen und Teile ihrer selbst umfunktionieren können.

Das Wundermittel heißt Hormone – natürlich nicht als Pille zum Frühstück, sondern in digitaler Form. Wieder einmal war Mutter Natur das erfolgreiche Vorbild. Hier können diese Substanzen an mehreren Stellen im Körper gleichzeitig wirken und unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. So schüttet beispielsweise die Nebenniere bei einem Schreck Adrenalin aus. Es erhöht unter anderem die Schlagfrequenz des Herzens und lässt Muskeln kontrahieren – der ganze Körper ist bereit für die Flucht.

Bei den Robotern ist das kein bisschen anders. Die technischen Gebilde der Arbeitsgruppe sind aus mehreren Modulen zusammengesetzt, von denen jedes seinen eigenen "Kopf" hat. Zweipolige Stecker verbinden sie miteinander und dienen auch gleich als Kanal für die "Hormone". So erreichen Nachrichten alle Module gleichzeitig und können über den Zustand anderer "Körperteile" berichten. Jedes Modul wertet die Information für sich selbst aus und verhält sich entsprechend.

Solche anpassungsfähigen oder womöglich gar sich selbst reparierenden Roboter lassen Forscherherzen höher schlagen. Denn dann könnte man eine Raumsonde einfach mit einer Kiste von Bauteilen bestücken, die sich dann vor Ort zu einem passenden Kundschafter zusammenbauen. Geht bei der Expedition auf dem fernen Planeten einmal ein Stückchen verloren – kein Problem. Der technische Astronaut versorgt sich selbst mit Ersatz oder denkt sich einfach eine neue Fortbewegung aus.

Das ist allerdings noch ferne Zukunftsmusik. In Salemis Labor zumindest können die elektronischen Krabbelwesen aber nun bedenkenlos durch die Gegend spazieren. Fällt ein Fuß ab, wechseln sie einfach die Gangart – und stapfen auf den verbleibenden Gliedern unerschrocken weiter.

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