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HPV: Humane Papillomviren könnten Prostatakrebs auslösen

Eine neue Metaanalyse erhärtet den Verdacht: Eine Infektion mit humanen Papillomviren kann wahrscheinlich Prostatakrebs verursachen.
 Eine HPV-Infektion könnte direkt oder indirekt über das Immunsystem die Krebsentstehung initiieren.

Es könnte einen kausalen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) und Prostatakrebs geben, wie eine systematische Literaturauswertung von 26 Studien nahelegt. Die im Fachblatt »Infectious Agents and Cancer« veröffentlichten Daten zeigen zum einen vermehrt Infektionen mit HPV bei Männern, die an Prostatakrebs erkrankten. Zum anderen ist in Ländern, in denen die Sterblichkeit durch Gebärmutterhalskrebs hoch war, auch die Sterblichkeit durch Prostatakrebs hoch. In Ländern, in denen die Sterblichkeit durch Gebärmutterhalskrebs niedrig ausfällt, ist die Sterblichkeit durch Prostatakrebs ebenfalls niedrig.

Die Forscher schreiben, dass eine HPV-Infektion direkt oder indirekt über das Immunsystem die Krebsentstehung initiieren könnte. Es sei allerdings auch möglich, dass die Viren mit anderen Erregern interagieren und eine Tumorbildung begünstigen. Die Rolle von HPV bei Prostatakrebs sei sehr komplex und unterscheide sich von HPV-assoziiertem Gebärmutterhalskrebs, so die Autoren.

Bereits frühere Publikationen legten einen Einfluss von HPV bei der Entstehung von Prostatakrebs nahe. Doch: »All dies sind Assoziationsstudien, ein wirklich wissenschaftlicher Beweis steht weiterhin aus«, sagt Michael Muders, Direktor des Rudolf-Becker-Labors für Prostatakarzinomforschung und Oberarzt der Pathologie am Zentrum für Pathologie, Universitätsklinikum Bonn. Zwar seien bei der nun vorgelegten Studie »stringentere Kriterien« als in den früheren Metaanalysen angewandt worden, trotzdem fehle immer noch ein »stichhaltiger wissenschaftlicher Beweis«, sagt er. Den könnten nur Zellkulturstudien und Tierexperimente liefern. Muders betont daher – wie die Autoren auch –, dass noch keine Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden können.

In allen deutschsprachigen Ländern wird eine HPV-Impfung nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen empfohlen. Dies wird aber hauptsächlich damit begründet, dass HPV sexuell übertragbar sind und eine Impfung bei Jungen auch Mädchen schütze. Es gibt allerdings ebenso Hinweise darauf, dass eine HPV-Infektion generell einen Krebs fördernden Effekt hat und beispielsweise zur Tumorentstehung im Mund und Rachenraum beiträgt. »Ich halte es für wichtig, auf den Zusammenhang zwischen Virusinfektion und Krebsrisiko hinzuweisen«, sagt Peter Hammerer, Leiter der Urologischen Klinik des Städtischen Klinikums Braunschweig und Vorstandsmitglied der Europäischen Urologischen Krebsgesellschaft (ESOU). »Es ist wahrscheinlich, dass eine prophylaktische Impfung das Risiko für HPV-induzierte Karzinomerkrankungen senken kann.« Aus diesem Grund erachtet er es als sinnvoll, auf die Impfung auch bei Jungen hinzuweisen.

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