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Humangenetik: Eiszeit löschte auch in Asien die alte Bevölkerung aus

Als die Eiszeit vorbei war, wanderten neue Menschen nach Europa: Von der alten Bevölkerung blieben kaum Spuren. Ganz ähnlich lief dies in Asien ab.
Das 34 000 Jahre alte Schädeldach eine Frau aus dem Salkhit-Tal in der Mongolei

Während der letzten Eiszeit ging die Bevölkerungszahl im kalten und unwirtlichen Europa deutlich zurück: Die Menschheit wartete auf bessere Tage, um dann den Kontinent erneut zu besiedeln, als es wieder wärmer wurde. Dadurch wurde der Genpool ziemlich umgekrempelt: Die alten Europäer vor der Eiszeit und die späteren neuen Siedler sind nicht besonders nahe verwandt, wie Studien gezeigt haben. Bisher gab es solche Untersuchungen nur für Europa. Was aber machte die Eiszeit mit den Menschen in Asien?

Ein Team um Qiaomei Fu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hat dazu nun im Magazin »Cell« eine Antwort gegeben. Die Forscher hatten dazu Erbgutreste aus den Knochen von 25 Menschen analysiert, die zu unterschiedlichen Zeiten unter anderem in der Amur-Region nördlich des Baikalsees gestorben waren. Die Personen hatten dabei zum Teil vor rund 33 000 Jahren, weit vor der Eiszeit, und teils deutlich später, vor etwa 3000 Jahren, gelebt.

Die Analyse der genetischen Verwandtschaft zeigt, dass die Siedler in Sibirien vor und nach der Eiszeit wenig verwandt sind. Irgendwann vor rund 19 000 Jahren war eine Verwandtschaftsgruppe von Menschen mit typischen Gensignaturen entstanden, die nach und nach gen Norden zog. Von diesen stammen auch heute noch fast alle Menschen im nördlichen Ostasien ab. Die Eiszeit hat demnach in Asien und Europa gleichermaßen die genetischen Karten neu gemischt.

Die genetische Untersuchung bestätigt Schlussfolgerungen, die man bereits zuvor aus den archäologischen Funden gezogen hatte: Sie hatten nahegelegt, dass der moderne Mensch zwar wohl schon lange vor dem letzten Eiszeitmaximum weite Teile Asiens besiedelt hatte; so fand man etwa den 40 000 Jahre alten Kieferknochen eines Homo sapiens in der Tianyuan-Höhle in der Nähe des heutigen Peking. Genanalysen hatten belegt, dass mit dem Tianyuan-Mann mehr oder weniger genetisch ähnliche Menschen über einige Jahrtausende hinweg in Asien lebten – sogar in weiter Entfernung, wie etwa eine vor rund 34 000 Jahren gestorbene Frau aus der Mongolei, deren Schädeldach man im Salkhit-Tal ausgegraben hat. Man findet dann aber keine Belege für eine Besiedlung in der klimatisch harten Phase der Eiszeit: Die Menschen scheinen aus weiten Teilen Asiens für einige Jahrtausende mehr oder weniger verschwunden zu sein.

Nach dem Eiszeitmaximum wanderten sie dann aber wieder zu: Die Neubesiedler etwa im Amur-Gebiet sind genetisch nun jedoch näher mit den heutigen Ostasiaten verwandt als mit den alten Bewohnern Sibiriens, wie die Genanalysen zeigen. Zudem ähneln sie auch Menschen, die vor rund 14 000 Jahren weiter im Norden lebten – jener Gruppe, die sich dann aufmachte, Amerika zu besiedeln. Im Süden Asiens lebten dagegen wieder andere genetische Gruppen: Offenbar hatten sich diese beiden Zweige nach und nach entwickelt, als das Eis wieder neue Siedlungsgebiete im Norden frei gemacht hat.

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