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Sprache: "Humankapital" ist Unwort des Jahres 2004

"Humankapital" ist das "Unwort des Jahres 2004". Auf den Begriff einigte sich die unabhängige Jury von sechs Sprachwissenschaftlern der Frankfurter Goethe-Universität, die seit gut zehn Jahren besonders negativ auffallende und absurde Wortschöpfungen brandmarkt.

Das "Humankapital", eine Bezeichnung aus der wirtschaftswissenschaftlichen Fachsprache, umschreibt den Wert, der in Personen durch Ausbildungs- und Weiterbildungsinvestitionen angelegt und verkörpert ist. Der Begriff breite sich zunehmend auch in nichtfachlichen Bereichen aus. Die Bezeichnung degradiere Arbeitskräfte in Betrieben sowie den Menschen allgemein zu einer nur noch ökonomisch interessanten Größe, erklärte die Jury. Dies fördere die primäre ökonomische Bewertung aller Lebensbezüge.

Platz zwei der jährlichen Hitliste belegte der von Otto Schily verwendete Begriff "Begrüßungszentrum", mit dem der Bundesinnenminister geplante Auffanglager für afrikanische Flüchtlinge bezeichnet hatte. Die "Luftverschmutzungsrechte" hatten nach Auffassung der Jury Platz drei verdient: Sie bezeichneten ein ökologisches Unding und führten dazu, Treibhausgasemissionen als eine unbedenklich zu handelnde Ware zu betrachten.

Weitere Kandidaten waren in diesem Jahr die Ausdrücke "Armutsgewöhnungszuschlag", "Bestandsausländer", "Mitnahme-Mentalität" und die im Zuge des Prozesses gegen den Frankfurter Polizisten Wolfgang Daschner aufgekommene Bezeichnung "Rettungsfolter".

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