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Hunga Tonga-Hunga Ha'apai: Eruption löste hunderttausende Blitze aus

Der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Pazifik war der stärkste der letzten Jahrzehnte. Nach und nach werden mehr Details dazu bekannt.
Ausbruch des Hunga Tonga

Die Eruption des pazifischen Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai war eine der Superlative. Das zeigen immer mehr Daten, die zu dem Ereignis am 15. Januar 2022 veröffentlicht werden. Es war nicht nur der bisher stärkste Ausbruch des 21. Jahrhunderts, dessen Aschewolken sogar die Stratosphäre erreichten. Die ausgestoßenen Partikel sorgten auch für ein bislang noch nie nachgewiesenes Blitzlichtgewitter. Aufzeichnungen des finnischen Umwelttechnologiekonzerns Vaisala belegen 590 000 Blitze innerhalb von drei Tagen um die Ausbrüche, die am 13. Januar begangen und die am 15. Januar ihren Höhepunkt erreichten. Die Nachrichtenagentur Reuters hat die Daten in einer beeindruckenden Infografik visualisiert.

Allein in den sechs Stunden nach dem stärksten Ereignis zeichneten die Messgeräte fast 400 000 Blitze auf. Die Eruption des Anak Krakatau aus dem Dezember 2018 auf Platz zwei brachte es hingegen »nur« auf 340 000 Blitze innerhalb von einer Woche. Vaisala betreibt seit 2012 ein bodenbasiertes globales Netzwerk aus Sensoren, die Blitze erfassen (genannt GLD360): Kein anderes Ereignis in dieser Zeit erreichte auch nur annähernd die Frequenz des Ausbruchs am Hunga Tonga.

Nur ein Teil der Blitze schlug allerdings am Boden ein – laut den Zahlen 56 Prozent –, der Rest entlud sich innerhalb der Aschwolken. Dieser Anteil übersteige jedoch deutlich den normaler Gewitter oder was bei anderen Eruptionen gemessen wurde, sagt der Meteorologe Chris Vagasky von Vaisala gegenüber Reuters. Allein die Hauptinsel Tongatapu wurde mehr als 1300-mal getroffen: Normalerweise schlage hier der Blitz nur wenige hundertmal im gesamten Jahr ein, sagt Vagasky.

Vulkanische Gewitter bezeichnet man auch als »schmutzig«, weil ihre Blitze vorwiegend durch die elektrostatische Aufladung von Asche und größeren Partikeln entstehen und weniger durch Wassertröpfchen oder Eis wie in meteorologischen Gewittern. Dabei unterscheidet man zwei Phasen. Zuerst baut sich die so genannte Explosionsphase auf, während der das vulkanische Auswurfmaterial elektrostatisch insgesamt positiv stark aufgeladen ist. Sie löst sich in Myriaden unorganisierter Mini- und wenigen großen, einfachen Entladungen auf. Daran schließt sich wenig später ein zweiter Abschnitt mit »konventionellen« Blitzen an, wie sie aus normalen Gewittern bekannt sind. Zu der (Rest-)Ladung aus dem Ausbruch kommt hier noch weitere elektrostatische Aufladung innerhalb der Wolke. Sie muss sich erst aufbauen und erklärt deshalb die verzögerte, dafür länger anhaltende Blitzaktivität in der driftenden Rauchfahne. Anders als in Wolkentürmen aus reinem Wasserdampf, in denen sich Regentropfen elektrifizierend aneinanderreiben, interagieren hier Aschepartikel, Lapilli und Eiskörner spannungstreibend.

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