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News: Hungern für die Gene

Warum leben Mäuse auf Diät länger als ihre normal fressenden Artgenossen? Der Grund könnte im Erbgut liegen, denn durch die geringere Kalorienzufuhr werden bestimmte Gene an-, andere dafür abgeschaltet. Für diese genetische Umprogrammierung genügt schon eine Hungerkur von wenigen Wochen.
Bereits seit den dreißiger Jahren ist bekannt, dass Hungern das Leben verlängern kann. Werden Mäuse auf Diät gesetzt, entwickeln sie weniger Krebs oder altersbedingte Krankheiten wie Diabetes als ihre Artgenossen, die sich satt fressen können. Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass die Hungerkur die Tiere vor Sauerstoffradikalen bewahrt, welche die Zellen schädigen. Zumindest waren die Forscher sich sicher, dass die lebensverlängernde Kur nur wirkt, wenn sie auch das ganze Leben durchgehalten wird.

Falsch, sagt der Biochemiker Stephen Spindler von der University of California in Riverside. Mit einen Genchip verfolgte sein Team die Aktivität von 11 000 Genen aus der Leber junger und alter Mäuse, die entweder normal gefüttert oder auf strenge Diät gesetzt waren.

Als die normal fressenden Tiere älter wurden, veränderte sich die Aktivität von 46 Genen: Gene, die Entzündungen verursachten, wurden rege, andere, wie krebsunterdrückende Gene, stellten dagegen ihre Arbeit ein. Anders sah es bei den Mäusen aus, die ihr ganzes Leben hungern mussten. Hier blieb die Aktivität von 27 Genen auf jugendlichem Niveau. Am meisten überraschte jedoch die Forscher, als sie die Lebergene von alten Mäusen testeten, die nur vier Wochen unter Kalorienentzug standen. Denn auch hier waren 19 Gene genauso aktiv wie bei jungen Tieren.

Der Genetiker Tomas Prolla von der University of Wisconsin, der 1999 ähnliche Studien an Hirn- und Muskelgewebe durchgeführt hatte, hält die Arbeit seiner Kollegen für einen "sehr wichtigen Beitrag". Durch den Vergleich der Genaktivitätsmuster verschiedener Gewebe könnten die Alterungsprozesse besser verstanden und vielleicht Medikamente entwickelt werden, die diese Prozesse hinauszögern.

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