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News: Hurrikan über Saturns Südpol

Die Raumsonde Cassini hat Bilder von einem riesenhaften Sturm auf dem Saturn gesendet, der ein Auge und Spiralarme wie ein Hurrikan hat. Ob sich der Mechanismus des Sturms aber wirklich mit den tropischen Wirbelstürmen auf der Erde vergleichen lässt, ist noch unklar.
Saturns Hurrikan
Aus einer Entfernung von 340.000 Kilometern schoss Cassini am 11. Oktober die Bilder von dem Sturm über dem Südpol. Der Wind in dem vermeintlichen Hurrikan weht mit einer Geschwindigkeit von 560 Kilometern pro Stunde – doppelt so stark wie in den stärksten irdischen Pendants. Die Dimensionen des Saturn-„Hurrikans“ sind gigantisch: Er misst 8000 Kilometer im Durchmesser, und rings um das Auge türmen sich 30 bis 75 Kilometer hohe Ammoniakwolken auf. Die Hurrikane auf der Erde sind um ein Vielfaches kleiner: Sie haben einen Durchmesser von ein paar hundert Kilometern, und die höchsten Wolken messen ungefähr 15 Kilometer in der Vertikalen.

Der Wirbelsturm auf dem Saturn besitzt sogar spiralartige Wolkenbänder. „Er sieht aus wie ein Hurrikan – aber er benimmt sich nicht so“, sagt Andrew Ingersoll, der am Caltech die Bilder der Cassini-Sonde auswertet.

Denn es gibt auch viele Unterschiede: Die irdischen Hurrikane bilden sich zum Beispiel nahe dem Äquator, nicht an den Polen. Sie nähren sich aus der Verdunstung warmen Meerwassers, das auf dem Saturn fehlt. Die Bewegungsenergie der irdischen Hurrikane stammt aus der Kondensationswärme, die frei wird, wenn feuchte Luft aufsteigt und Wolken entstehen. Während die Hurrikane auf der Erde fast nie an Ort und Stelle bleiben, sondern vor sich hin wandern, ist der Saturnsturm am Südpol wie festgeklebt. Immerhin: Auch das Auge des saturnischen Wirbelsturms ist – wie bei den irdischen Pendants – wärmer als seine Umgebung. Das hat sich in Infrarot-Aufnahmen gezeigt. Das Wasserstoff-Helium-Gemisch der Saturnatmosphäre sinkt nämlich im Zentrum ab und erwärmt sich durch den zunehmenden Druck. Die Wolken lösen sich darum im Auge auf.

Sven Titz

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