Direkt zum Inhalt

News: Ich schau´ dir in die Augen, Kleines!

Die Augen sind das Fenster zur Seele, sagt ein altes Sprichwort. Dahinter steckt der Glaube, dass der Blick eines Menschen mehr über seine wahren Gefühle verrät, als seine Worte erkennen lassen. Dennoch achten viele Menschen nicht so sehr auf Augen, Brauen oder Stirn ihres Gegenübers, sondern eher auf den Mund und merken sich dessen Ausdruck. Zu diesen Ergebnissen kamen Neurologen, als sie in einer Studie untersuchten, ob die Teilnehmer auf einer Gesichtszeichnung eher die Regungen der oberen oder der unteren Gesichtshälfte registrierten.
Im Allgemeinen verstehen wir es als ein Zeichen von Höflichkeit, wenn wir einem anderen Menschen in die Augen schauen, beispielsweise während eines Gesprächs. Andererseits gilt dieses Benehmen jedoch in vielen Kulturen als aggressiv oder bedrohlich, manche denken gleich an den "bösen Blick". Ob aus diesem Grund, oder weil sie einer Unterhaltung vielleicht besser folgen können, achten viele Leute auf die untere Gesichtshälfte mit Nase, Lippen und Wangen. Dadurch verkennen sie möglicherweise aber die echten Gefühle des Sprechers. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass die Partie um den Mund aktiver als die obere Hälfte ist, wenn Personen betrügerische Absichten verfolgen. "Menschen lernen schon in früher Kindheit, die Gesichtsbewegungen zu manipulieren, um sie in einer bestimmten Situation zielorientiert einzusetzen", erläutert Calin Prodan vom Health Science Center der University of Oklahoma.

Zusammen mit anderen Neurologen hat Prodan in einer Studie untersucht, wie das Gehirn Emotionen vom Gesicht abliest und verarbeitet. Sie haben dafür 30 Personen einfache Zeichnungen von Gesichtern vorgelegt, die unterschiedliche Gemütsbewegungen auf ihrer unteren und oberen Hälfte vermittelten. Dazu gehörten Freude, Traurigkeit, Wut, Angst, Überraschung oder ein unbewegter Ausdruck. Die Teilnehmer sahen die Zeichnungen entweder in ihrem linken oder rechten Blickfeld. Mit diesem Vorgehen konnten die Wissenschaftler testen, welche Gehirnhälfte die Information verarbeitet und wie sie das macht. Unabhängig vom Blickfeld identifizierten die Teilnehmer meistens die Emotion der unteren Hälfte. Wenn sie sich auf den oberen Gesichtsbereich konzentrieren sollten, gelang ihnen dies am besten, wenn das linke Blickfeld in Zusammenarbeit mit der rechten Gehirnhälfte das Bild erfasste. Das rechte Feld zusammen mit der linke Gehirnhälfte nahm eher den unteren Gesichtsbereich wahr.

"Die linke Hemisphäre als Teil des erlernten emotionalen Systems verarbeitet anscheinend den Ausdruck der unteren Gesichtshälfte, während die rechte Hemisphäre als Teil des primären beziehungsweise angeborenen emotionalen Systems den Gefühlsausdruck der oberen Gesichtshälfte erfasst", sagt Prodan. "Diese Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der neurologischen Grundlage für die affektive Kommunikation", so Prodan. Damit "werden Ärzte besser abschätzen können, inwieweit Krankheiten wie Demenz oder ein Schlaganfall diese Funktionen beeinträchtigen. Außerdem "können wir uns sicherlich trainieren, mehr auf die Gesichtszüge um die Augen zu achten. Das kann uns helfen, die echten Emotionen einer Person zu erkennen."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.