Direkt zum Inhalt

Empathie: Ich weiß, was du wählst

Die Entscheidungen fremder Personen zu erahnen, beansprucht andere Hirnregionen, als die eigene Wahl zu treffen.
Vorhergesagte Entscheidungen

Um vorherzusagen, wie andere sich bei der Wahl zwischen zwei Optionen entscheiden, greifen wir zunächst auf die verlässlichste Quelle zurück, die wir kennen: uns selbst. Erst nach und nach können wir bei entsprechender Rückmeldung die fremden Vorlieben besser berücksichtigen. Forscher vom japanischen Riken-Institut für Hirnforschung fanden jetzt heraus, dass dies mit neuronaler Aktivität in zwei Bereichen des Stirnhirns einhergeht.

Das Team um Shinsuke Suzuki zeigte Probanden auf einem Bildschirm immer wieder je zwei verschiedenfarbige Spielkarten, hinter denen sich unterschiedlich viele Gewinnpunkte verbargen. Die Versuchsteilnehmer sollten die Karte auswählen, die ihrer Meinung am meisten einbrachte. So lernten sie, dass eine der beiden Farben im Schnitt größere Gewinne bescherte – allerdings schwankte die Summe von Mal zu Mal deutlich. Dann sollten die Probanden vorhersagen, welche Karte eine andere Person jeweils wählen würde. Auf dem Bildschirm erschien stets prompt eine Rückmeldung darüber, ob sie mit ihrer Einschätzung richtig gelegen hatten – wofür es wiederum Punkte regnete.

Vorhergesagte Entscheidungen | Während wir die Entscheidungen anderer erahnen, sind zwei Areale besonders aktiv: der ventromediale Präfrontalkortex (rot) und der dorsomediale Präfrontalkortex (grün).

Würden die Betreffenden ihre eigene Bewertung einfach auf die fremden Mitspieler übertragen? Anfangs schon, wie sich per funktioneller Bildgebung an einem Signal im ventromedialen Teil des präfrontalen Kortex (PFC) im Stirnhirn ablesen ließ. Es fiel umso stärker aus, je mehr eine erwartete Belohnung tatsächlich eintraf – sowohl bei der eigenen wie auch der fremden Wahl.

Mit der Zeit jedoch bezogen die Probanden ihr Wissen über die tatsächlich getroffenen Entscheidungen der anderen in ihre Abschätzung ein. Das führte zu vermehrter Aktivität im dorsomedialen und -lateralen (weiter zum Scheitel hin gelegenen) Abschnitten des PFC. Diese zusätzliche Verfeinerung ermöglichte es offenbar, sich besser in die Lage des anderen zu versetzen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.