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Preise für kuriose Forschung: Ig-Nobelpreis für Pizzavorlieben von Echsen und die perfekte Käsesauce

Manche Studien sind so skurril, dass sie allein dafür eine Auszeichnung verdienen: Zum 35. Mal ehrt eine Fachzeitschrift kuriose Forschung mit dem Ig-Nobelpreis. Unter den Preisträgern sind auch Deutsche. 
Eine Gabel mit aufgerollten Spaghetti, bestreut mit geriebenem Käse und schwarzem Pfeffer, vor einem schwarzen Hintergrund.
Wer die perfekte Käseause kochen möchte, muss ein paar physikalische Hindernisse überwinden. Für diese und weitere Erkenntnisse erhielten Forscher den Ig-Nobelpreis.

Pizza essende Echsen, Knoblauch in der Muttermilch und die Wachstumsrate eines Fingernagels: Zehn wissenschaftliche Studien, die »erst zum Lachen und dann zum Denken anregen« sollen, sind in den USA mit »Ig-Nobelpreisen« ausgezeichnet worden. Die bereits zum 35. Mal verliehenen undotierten Spaßpreise, vergeben von der Zeitschrift für kuriose Forschung »Annals of Improbable Research«, sollen nach Angaben der Veranstalter »das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren«. Außerdem sollen sie das Interesse der Menschen an Wissenschaft und Technik steigern. 

Der Titel des skurrilen Events – Ig-Noble – ist ein Wortspiel: »Ignoble« lässt sich auf Deutsch mit »unehrenhaft« übersetzen. Die traditionell schrille Gala fand vor rund 1000 Zuschauern und Zuschauerinnen an der Boston University in Massachusetts statt – diesmal mit dem Oberthema »Verdauung«.

Ein Team aus Nigeria, Togo, Italien und Frankreich wurde in der Kategorie Ernährung für ihre Untersuchung zu den Pizzavorlieben von Echsen ausgezeichnet. Darin fand die Gruppe heraus, dass Siedleragamen (Agama agama) an der Küste von Togo Vier-Käse als Belag bevorzugen. 

Die US-Forscher Julie Mennella and Gary Beauchamp bekamen den Preis in der Kategorie Kinderheilkunde, »für ihre Forschungen dazu, was ein Muttermilch trinkendes Baby erlebt, wenn die Mutter des Babys Knoblauch isst«. Der US-Forscher William Bean wurde posthum in der Kategorie Literatur geehrt, weil er rund 35 Jahre lang die Wachstumsrate von einem seiner Fingernägel aufzeichnete und analysierte

Studien-Idee wurde beim Trinken geboren

Einige der Preise gingen auch nach Deutschland: Beispielsweise bekam ein Forschungsteam, an dem unter anderem Fritz Renner und Jessica Werthmann von der Universität Freiburg mitwirkten, die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für die Erkenntnis, dass es Menschen alkoholisiert offenbar leichter fällt, eine Fremdsprache zu sprechen. Die Auszeichnung sei eine Überraschung gewesen, denn die Studie stamme bereits aus dem Jahr 2017, sagte Renner der Deutschen Presse-Agentur. »Die Idee zu der Studie wurde bei einer Fachtagung in Wien geboren. Wir haben abends etwas getrunken und festgestellt, dass es leichter fiel, sich auf Englisch zu unterhalten.«

Sie wollten aber natürlich nicht dazu raten, Alkohol zu trinken, um Fremdsprachen zu sprechen, denn Alkohol habe auch viele negative Effekte, ergänzte Werthman. »Der Preis passt zu der Studie. Sie soll zum Lachen und Nachdenken anregen.« Das Forscherpaar, beide sind 43 Jahre alt, reiste nicht zur Verleihung in die USA, schickte aber eine kurze Dankesrede, die in ihrer Abwesenheit vorgelesen wurde.

Die Ehrung in der Kategorie Physik ging an ein Team, an dem auch Forscher vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden beteiligt waren. Sie hatten sich mit der Thermodynamik der perfekten Käsesauce befasst und herausgefunden, warum Spaghetti Cacio e Pepe oft Klumpen bildet.

Stinke-Schuhe und Kühe mit Zebrastreifen

In der Kategorie Ingenieursdesign wurden zwei Forscher aus Indien geehrt, die analysiert hatten, »wie übelriechende Schuhe die guten Erlebnisse bei der Benutzung eines Schuhregals beeinflussen«. Ein Forschungsteam aus Polen, Australien und Kanada bekam die Auszeichnung in der Kategorie Psychologie für seine Narzissmus-Forschung. Die Gruppe ging der Frage nach, wie Menschen reagieren, wenn man ihnen sagt, dass sie intelligent seien.

Ein Team aus den USA und Israel wurde in der Kategorie Chemie geehrt, für Experimente, mit denen getestet werden sollte, ob das Essen von Teflon »eine gute Möglichkeit ist, die Menge von Essen und damit die Sättigung zu steigern, ohne den Kalorienkonsum zu steigern«

Ein Forschungsteam aus Japan bekam den Preis in der Kategorie Biologie für Tests, mit denen sie versuchten herauszufinden, ob Kühe, die Zebrastreifen aufgemalt bekommen, seltener von Fliegen gebissen werden.

Der Preis in der Kategorie Luftfahrt ging unter anderem an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Israel, den USA und Kolumbien, die erforscht hatten, ob Alkohol bei Fledermäusen Flug und Echoortung beeinflusst.

Während die Ig-Nobelpreise anfangs als verpönt galten und einige Preisträger dankend ablehnten, berichten inzwischen immer mehr Forscher und Forscherinnen davon, wie die Auszeichnung im Nachhinein ihrer Karriere geholfen hat. Für manche wurde sie sogar ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem echten Nobelpreis. (dpa/dam)

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