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Neue Affenart: Im Hinterhof des Schuldirektors entdeckt

Lesula

Auf der Suche nach Arten, die der Wissenschaft noch unbekannt sind, durchstreifen Biologen nicht nur unerschlossene Regenwälder oder Wüsten: Sie widmen sich auch lokalen Märkten und Heimtieren, die die ortsansässige Bevölkerung in den umliegenden Ökosystemen fängt. Auf diese Weise kamen nun Primatologen um John Hart vom Yale Peabody Museum of Natural History in New Haven im Lomami-Becken Zentralkongos einer neuen Affenart auf die Schliche. Es ist erst die zweite derartige Entdeckung, die Forscher während der letzten drei Jahrzehnte in Afrika gemacht haben – letztmals gelang dies 2005 mit dem Kipunji aus Tansania.

Meerkatzen im Vergleich | Links zu sehen ist die schon lange bekannte Eulenkopfmeerkatze, rechts abgebildet dagegen die neue Art, die nach der lokalen Namensgebung Lesula genannt wird. Deutlich erkennbar sind die Unterschiede in der Fellfarbe.

Der Lesula (Cercopithecus lomamiensis) genannte Neuling aus der großen Gruppe der Meerkatzen begegnete Harts Team erstmals 2007 im Hinterhof des Schuldirektors von Opala, der das weibliche Jungtier lokalen Jägern abgekauft hatte: Sie hatten dessen Mutter zuvor für den Buschfleischhandel erlegt. Das Tier ähnelte der Eulenkopfmeerkatze (Cercopithecus hamlyni), mit der der Lesula laut genetischen Untersuchungen verwandt ist, allerdings unterscheiden sich beide Arten deutlich in der Fellfarbe, der Schädelform, den Lautäußerungen und im Erbgut. Zudem leben die beiden Spezies nach dem momentanen Kenntnisstand durch den Kongo und den Lomami-Fluss räumlich deutlich getrennt.

Laut Aussage des Schulleiters ist die Meerkatze den ortsansässigen Jäger gut bekannt, und wiederholt stießen die Forscher bei nachfolgenden Besuchen in den verstreuten Dörfern der Region auf einzelne, tote wie lebendige, Lesulas. Freilanduntersuchungen deuten zudem an, dass die Art in intakten Regenwäldern relativ häufig vorkommt. Allerdings werden sie – wie viele andere Arten der Region auch – durch den zunehmenden Buschfleischhandel bedroht, der verstärkt auch Großstädte wie die Regenwaldmetropole Kisangani beliefert.

Hart und Co setzen sich deshalb nachdrücklich für den Schutz des Lomami-Beckens ein, wo mindestens elf Affenarten, Okapis und andere große Säugetiere leben, darunter auch zahlreiche endemische Spezies. Zudem gehört die Region bislang zu den am wenigsten erschlossenen Regenwaldgebieten Zentralafrikas – auch ein Grund, warum sie bislang noch ein relativ großer weißer Fleck auf der wissenschaftlichen Landkarte ist. Noch 2012 soll Lomami daher zum Nationalpark erklärt werden.

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