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News: Im Norden wird's grüner

Mittlerweile zweifelt kaum noch jemand daran, dass es auf der Erde immer wärmer wird. Welche Auswirkungen das langfristig für Flora und Fauna haben mag, lässt sich kaum absehen. Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass es in den letzten 21 Jahren in der nördlichen Hemisphäre jenseits des 40. Breitengrades deutlich grüner wurde - die Dichte der Vegetation also deutlich zunahm. Dabei fanden sie einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Durchschnittstemperatur und der Pflanzendichte.
Dichte Vegetation, sattes Grün, leuchtende Blütenpracht – derartige Bilder verbindet man in aller Regel eher mit Regionen des tropischen Regenwaldes, als mit unserer europäischen Heimat. Und dennoch, vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Natur sich auch in unseren Breiten auf diese nachhaltige Weise den Lebensraum erobert – vorausgesetzt der Mensch lässt das zu.

Das ein derartiges Szenario nicht abwegig erscheint, belegen eindrucksvoll Satellitendaten der letzten 21 Jahre, die nun Liming Zhou von der Boston University und seine Kollegen ausgewertet haben. Demnach gedeiht das Grün jenseits des 40. Breitengrades, also oberhalb einer Linie von New York über Madrid und nach Peking, äußerst prächtig. Die Daten stammen von Infrarotsensoren der Advanced Very High Resolution Radiometer, die von Satelliten der National Oceanic and Atmospheric Administration aus täglich das reflektierte Sonnenlicht jedes Fleckchen Erde registrieren.

Diese Daten über den Pflanzenwuchs auf der nördlichen Halbkugel verglichen die Wissenschaftler mit Temperaturaufzeichnungen von einigen Tausend Bodenstationen rund um den Globus, die im Rahmen des Gobal Historical Climate Network (HCN) erhoben werden. Bei diesem Projekt berücksichtigen Forscher auch die Werte vieler ländlicher Messstationen, die private Beobachter betreuen. Wie sich zeigt, besteht offenbar ein enger Zusammenhang zwischen der Vegetationsdichte und der Durchschnittstemperatur. In Eurasien konnte sich das Grün dabei offensichtlich besonders stark entwickeln, denn in einem breiten, kontinuierlichen Streifen von Mitteleuropa über Sibirien bis hin zum östlichsten Zipfel Russlands nahm der Pflanzenbewuchs laut der Satellitendaten am meisten zu. Auf dem amerikanischen Kontinent fiel die Änderung zwar nicht so stark aus, aber auch hier erhöhte sich die Dichte des Bewuchs.

Weiterhin stellten die Wissenschaftler fest, dass nicht nur das Grün an Intensität gewinnt, sondern es auch länger anhält – also der Frühling früher einzieht, und der Herbst länger auf sich warten lässt. So ist die Vegetationszeit in Europa mittlerweile fast 18 Tage länger als vor rund zwanzig Jahren. Der Frühling beginnt dabei etwa eine Woche früher und der Herbstanfang verzögert sich um etwa zehn Tage. In Nordamerika verlängerte sich im Vergleich dazu die Vegetationszeit um zwölf Tage.

All das deutet laut Ranga Myneni, ebenfalls von der Boston University, auf einen "grünen Treibhauseffekt" hin: "Das ist eine wichtige Entdeckung, da es vermutlich Zusammenhänge mit dem globalen Kohlenstoffkreislauf gibt." Denn Kohlendioxid ist das Treibhausgas, dass vermutlich eine tragende Rolle bei der gobalen Erwärmung spielt. "Allerdings ist noch einige Forschung nötig, um festzustellen, wieviel Kohlenstoff absorbiert wird und wie lange dies anhält."

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