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Artenvielfalt: Im Wald stehen noch mehr Bäume

Neue Hochrechnungen zur Artenvielfalt erfreuen Biologen: Die Tropen sind noch vielfältiger als gedacht.
Urwaldriese ragt vom Waldgrund empor

Viele Arten, wenige Exemplare – das ist das gängige Bild von Regenwäldern. Und eine neue Gesamtaufnahme der Baumartenvielfalt in den Tropen durch Forscher um Florian Wittmann vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz passt in dieses Bild: Sie weist darauf hin, dass in Amazonien, dem Kongobecken und im indopazifischen Raum wohl noch mehr Holzgewächse vorkommen als bislang gedacht. Viele davon sind sehr selten und finden sich nur in einem kleinen Gebiet. Zwischen 40 000 und 53 000 Baumarten existieren demnach in den drei großen Regenwaldregionen; das übertrifft die bisher angenommene Obergrenze um mehrere tausend Spezies. Die Studie basiert auf der Datenauswertung von 207 Standorten in aller Welt, an denen möglichst alle Arten und Individuen erfasst wurden. Anschließend multiplizierten die Forscher die Zahlen für normierte Flächengrößen mit einem bestimmten ökologischen Faktor, um die Kennwerte für komplette Großräume zu erhalten. Trotz der vorhandenen Unsicherheitsfaktoren schätzen sie, dass diese Hochrechnung genauer ist als frühere Analysen, die vor allem auf Herbarbelegen in Museen beruhten. Allerdings wurde in einigen Regionen deutlich intensiver gesammelt als in anderen.

Allein in Amazonien wachsen demnach rund 16 000 Baumarten, in Zentralafrika dagegen nur 5000. Überraschend war für die Forscher die Zahl aus Südostasien, wo zwischen 19 000 und 25 000 Arten vorkommen sollen – weit mehr, als vorherige Studien nahelegten. Viele dieser Gewächse kommen jedoch nur in geringer Zahl vor, weil sie maximal einmal pro Hektar oder gar Quadratkilometer auftauchen oder sehr spezielle Standortansprüche haben. Darauf deutet auch eine Bestandsaufnahme von Gregory Asner von der Carnegie Institution hin, der mit Hilfe spezieller Spektrometer die chemische Diversität der Amazonasvegetation erforscht: Jede Art hat eine eigene chemische Signatur, die sich auf den Bildern deutlich abzeichnet: Schon geringe Höhen- oder Bodenunterschiede sorgen dafür, dass sich die Zusammensetzung wandelt. Allerdings existieren selbst in Amazonien Biotope, die sich aus nur einer oder wenigen Spezies aufbauen, etwa Palmsümpfe.

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