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XV. Internationale Aids-Konferenz: "Im weiten Feld Aids kann nichts garantiert werden"

Millionen von Menschen mit HIV und Aids schauten in dieser Woche hoffnungsvoll nach Bangkok, wo seit Sonntag die XV. Welt-Aids-Konferenz tagte. Nach Angaben der WHO leben weltweit fast 40 Millionen Menschen mit dem Virus, aber nur für 440 000 in den Ländern der Dritten Welt reicht bisher das Geld für den Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Die Hoffnung von Millionen Betroffenen aber richtet sich auch auf die Frage: Wann wird es endlich einen Impfstoff gegen Aids geben?
Aids-Konferenz
Margaret "Peggy" Johnston ist als Leiterin des "Vaccine and Prevention Research Program" des US-amerikanischen Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) zuständig für die Vergabe von Mittel zur weltweiten Förderung von Aidsimpfstoffprojekten. Für spektrumdirekt sprach Michael Lenz auf der Welt-Aids-Konferenz in Bangkok mit der Impfstoffexpertin.


Margaret Johnston | Dr. Margaret "Peggy" Johnston leitet das "Vaccine and Prevention Research Program" des US-amerikanischen Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID).
spektrumdirekt: Frau Dr. Johnston, wann wird es einen Aids-Impfstoff geben?

Margaret Johnston: Das kann ich nicht vorhersagen. Wir haben die Hoffung, dass ein wenigstens teilweise wirksamer Impfstoff noch in diesem Jahrzehnt entdeckt wird. Die ersten Impfstoffe werden aber wahrscheinlich eine Infektion nicht vollkommen blockieren können.

spektrumdirekt: Was wird zuerst auf dem Markt sein: ein präventiver oder ein therapeutischer Impfstoff?

Johnston: Eigentlich sollt es einfacher sein, einen präventiven Impfstoff zu entwickeln. Es sollte möglich sein, das Immunsystem soweit zu stimulieren, dass es Kraft genug zur Abwehr des Virus hat. Einige der neueren Impfstoffkandidaten aber verursachen eine so starke Immunantwort, dass sie sich bei Infizierten, deren Virusmenge durch die antiviralen Medikamente unter Kontrolle ist, als nützlich erweisen könnten.

spektrumdirekt: Wie stehen Sie zu der Forderung von Betroffenen und Community in die Planung von Impfstoffstudien einbezogen zu sein?

Johnston: Die Community spielt eine wertvolle Rolle bei allen Aspekten bei allen klinischen Studien. Sie arbeiten Seite an Seite mit den Wissenschaftlern zu einer breiten Reihe von Aspekten des Designs und der Durchführung der Studien. Sie sind wichtige Verbindungsglieder zwischen der gesellschaftlichen Gruppe, in der die Studie durchgeführt werden soll und stellen sicher, dass die Interessen, Bedürfnisse und Gewohnheiten dieser Gruppe in den ganzen Prozess eingebettet sind. Alle von der Aids-Abteilung des NIAID unterstützten klinischen Studiennetzwerke und alle Orte, an denen klinische Aids-Studien durchgeführt werden, müssen einen Community-Beirat haben.

spektrumdirekt: Ist die Einbindung der Community eine Garantie, dass das Motto der Aids-Konferenz "Zugang für Alle" Wirklichkeit wird, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht?

Johnston: Im weiten Feld Aids kann nichts garantiert werden. Die Einbeziehung der Community ist eine notwendige Bedingung, aber leider keine Garantie für einen gesicherten Zugang zu einem erfolgreichen präventiven Impfstoff.

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