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News: Immun gegen Immunschwäche

Ein kleiner Prozentsatz HIV-positiver Menschen bleibt trotz Infektion symptomfrei, lange nachdem AIDS normalerweise schon ausgebrochen wäre. Die Gründe hierfür sind bisher noch mehr oder weniger unbekannt. Nun haben amerikanische Wissenschaftler in einer kleinen Gruppe dieser ungewöhnlichen HIV-Infizierten eine Version eines Gens gefunden, das die Resistenz bewirken könnte. Das Produkt dieser speziellen Genvariante scheint eine besonders effektive Immunantwort auf das Virus zu ermöglichen.
Warum manche Menschen trotz nachweisbarer Mengen von HI-Viren lange Zeit nicht an AIDS erkranken ist eine für die Entwicklung von Impfstoffen und medikamentösen Behandlungen bedeutende Frage. Ein Team unter der Leitung von Mark Connors vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) untersuchte daher bei einer Gruppe von 13 langzeitig symptomfreien Patienten die Immunreaktion auf HIV. Diese ausgesprochen gesunden Infizierten wiesen äußerst niedrige HIV-Level und eine normale Anzahl von T-Zellen auf, obwohl sie keinerlei antiretrovirale Medikamente erhalten hatten.

Das Forscherteam analysierte spezifische Gene, die für das Immunsystem eine Rolle spielen und verglich sie mit denen von Infizierten mit normalen Krankheitsverlauf (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 14. März 2000). Diese so genannten human leukocyte antigen (HLA)-Gene codieren für Proteine, die das Immunsystem alarmieren helfen. Bei HIV- oder anderen Infektionen bindet das HLA-Protein in befallenen Zellen an Virenfragmente und trägt seine Beute an die Zelloberfläche, wo es sie den T-Helferzellen präsentiert, was die Zerstörung der infizierten Zellen auslöst.

In seiner Studie stellten Connors und seine Kollegen fest, dass elf der 13 offenbar resistenten Patienten (etwa 85 Prozent) ein Gen besaßen, das für eine als HLA B*5701 bezeichnete Variante des Proteins codiert. Dagegen wiesen nur 19 der 200 untersuchten HIV-Infizierten mit normalen Krankheitsverlauf diese Genversion auf, was einem Prozentsatz von 9,5 entspricht. Weiterhin entdeckten die Wissenschaftler bei Analysen der T-Lymphocyten aus bisher symptomfreien Infizierten, dass viele dieser Zellen das HLA B*5701-Protein erkannten, wenn es an spezifische HIV-Fragmente gebunden war. Daher vermuten die Wissenschaftler, dass eine besondere Eigenschaft des Immunsystems dieser Personen und nicht eine geschwächte Form des Virus der Grund für die Unterdrückung von AIDS ist.

"Diese Entedckung betrifft nur eine sehr kleine Gruppe von offenbar resistenten Patienten", erläutert der Direktor des NIAID Anthony S. Fauci. "Obwohl es nicht alle Fälle von HIV-Resistenz erklärt, sollten diese Ergebnisse Einsichten in den Mechanismus der Immunabwehr gegen HIV geben können."

In der Vergangenheit ist schon des öfteren ein Zusammenhang zwischen HLA-Proteinen und dem Fortschreiten der Krankheit nach HIV-Infektion gefunden worden. Allerdings zeigte diese Studie bisher die größte Korrelation. Weitere Untersuchungen sollen nun klären, wie HLA B*5701 seine Träger schützt und warum das Protein den kleinen Prozentsatz von AIDS-Kranken, der diese Genvariante besitzt, nicht vor dem Ausbruch der Krankheit bewahrte.

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