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Psyche und Immunsystem: Das Geheimnis von Tannenduft

Ätherische Öle im Weihnachtsbaum riechen nicht nur gut. Es gibt einen ersten Hinweis, dass sie auch die Abwehrkräfte und das Wohlbefinden stärken.
Zweige eines Nadelbaums mit grünen Nadeln, die im Vordergrund zu sehen sind. Im Hintergrund sind unscharfe, goldene Lichtpunkte, die wie funkelnde Lichter wirken. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Natur und Ruhe.
Tannennadeln im Wohnzimmer haben zu Weihnachten Tradition. Hat das einen tieferen Sinn für die Gesundheit?

Jeder Dritte in Deutschland wird laut einer repräsentativen Umfrage in diesem Jahr Weihnachten unter einem echten Tannenbaum feiern. Steckt hinter der Tradition vielleicht mehr, als wir denken? Haben die ätherischen Öle in den Tannennadeln einen positiven Einfluss auf die Psyche und die Immunabwehr? Einen ersten Hinweis darauf liefert ein Team um Thomas Loew, Direktor für Psychosomatische Medizin am Universitätsklinikum Regensburg, in einer Ende 2025 veröffentlichten Studie.

Frischer Tannenduft liegt in der Luft

Die Mediziner baten eine kleine Gruppe von Freiwilligen für fünf Minuten in einen Raum, in dem eine frisch gefällte Kiefer stand. Vorher und nachher erfassten sie die Menge an Stickstoffmonoxid in der Atemluft. Das Molekül ist ein wichtiger und einfach zu messender Marker für die Immunabwehr. Bei vielen Virusinfektionen stellen schleimhautproduzierende Zellen in den Atemwegen als Teil der Immunantwort mehr Stickstoffmonoxid her. Außerdem erfragten sie, wie entspannt sich die Personen fühlten.

Andere Probanden sollten stattdessen Weihnachtslieder summen. Das kann ebenfalls mehr Stickstoffmonoxid freisetzen und das Immunsystem aktivieren. Personen, bei denen die Konzentration des Moleküls nach der ersten Intervention nicht angestiegen war, nahmen auch an der anderen Bedingung teil.

Bessere Immunabwehr 

Tannennadeln setzen offenbar ätherische Öle frei, die die Abwehrkräfte der Nasenschleimhaut innerhalb von Minuten aktivieren können. »In unserer Untersuchung führte jede der beiden Interventionen, das pure Riechen des Baumes und das Summen von Melodien, bei über 40 Prozent der Teilnehmenden zu einer unmittelbaren Verbesserung der Immunabwehr, allerdings meist nach dem Prinzip Entweder-oder«, erklärt Thomas Loew gegenüber dem Informationsdienst Wissenschaft (idw). Bei rund einem Viertel ließ sich keine Reaktion beobachten. Die Kombination beider Ansätze steigerte bei 70 Prozent der Personen die Immunfunktion. Jeder Zweite fühlte sich überdies entspannter.

»Menschen haben schon seit Urzeiten Rituale und Gewohnheiten entwickelt, welche nicht nur spirituelle, sondern auch biologische Funktionen haben. So auch der Brauch des Aufstellens eines Tannenbaumes in der Weihnachtszeit«, sagt Thomas Loew. Ob die Tradition tatsächlich hilfreich für die physische und psychische Gesundheit ist, müssen weitere Untersuchungen mit größeren Stichproben klären.

  • Quellen
Loew, T.H. et al., International Journal of Complementary and Alternative Medicine, 10.15406/ijcam.2025.18.00751, 2025

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