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News: Impfstoff gegen AIDS?

Die Krankheit gilt als die neue Geißel der Menschheit: AIDS. Fieberhaft suchen Wissenschaftler aus aller Welt nach einem Impfstoff gegen das tödliche Virus - bisher vergeblich. Jetzt berichten amerikanische Forscher von einem Impfstoff, der zumindest bei Affen hilft.
Mittlerweile sind fast 20 Jahre verstrichen, seit 1983 der Erreger der Krankheit AIDS (acquired immunodeficiency syndrom) entdeckt wurde. Der Krankheitsverlauf ist mittlerweile gut bekannt – geheilt werden kann sie jedoch immer noch nicht. Die tödliche Wirkung des HI-Virus beruht auf seinen Angriff an einer Schlüsselstelle des Immunsystems: Das Virus infiziert so genannte T-Helferzellen. Diese Lymphocyten, die im Thymus gebildet werden, vermitteln die Abwehr des Körpers gegen fremde Eindringlinge. Sie binden an einem Makrophagen, der bereits einen eingedrungen Krankheitserreger "gefressen" hat. Die so aktivierte T-Zelle wächst und teilt sich und bildet damit einen Klon neuer T-Zellen, die den Erreger spezifisch erkennen. Über einen Botenstoff, Interleukin-2, stimuliert sie andere Lymphocyten, die wiederum spezifische Antikörper gegen den Krankheitserreger produzieren. Der AIDS-Erreger HIV erkennt ausgerechnet das Zelloberflächenmolekül, mit dem die T-Zellen an Makrophagen binden. Die Folgen sind verheerend: Die infizierten T-Zellen sterben ab, das Immunsystem bricht zusammen, der Körper kann sich gegen andere, opportunistische Krankheitserreger nicht mehr wehren. Das Opfer stirbt meist an diesen Sekundärinfektionen.

Den Impfstoff, den die Wissenschaftler vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston und von den Merck Research Laboratories in West Point entwickelten, soll die Immunantwort des Körpers anregen, bevor die Krankheit ausbricht. Eine im Labor hergestellte Variante aus HIV und seinem Verwandten SIV, der Affen infiziert, diente als Grundlage. Die Forscher isolierten die DNA des Virus und bauten sie in einen bakteriellen DNA-Ring, ein Plasmid, ein. Das Plasmid mit der Virus-DNA soll die Bildung von Antikörpern gegen die Proteinhülle des Virus anregen (Science vom 20. Oktober 2000).

Die Wissenschaftler kombinierten diesen Impfstoff mit einem weiteren Plasmid. Hier war einerseits der Bauplan von Interleukin-2 codiert – also des Botenstoffs, der die Immunantwort stimuliert – andererseits der Bauplan von Immunglobulin G, das unter anderem die biologische Halbwertszeit von Interleukin-2 verlängert.

Die Forscher impften nun Rhesusaffen mit ihrem Präparat und infizierten die Tiere mit dem Virus. Nach 140 Tagen zeigten die geimpften Affen keinerlei für AIDS typische Krankheitsanzeichen. Ihr Immunsystem arbeitete normal, in ihrem Blut waren die Viren kaum nachweisbar. Im Gegensatz dazu hatten die nicht geimpften Kontrolltiere einen hohen Virus-Gehalt in ihrem Blut, fast alle Tiere erkrankten, die Hälfte starb. Der Impfstoff ohne Interleukin-2 war zwar auch wirksam, zwei von vier Tieren erkrankten jedoch ebenfalls an AIDS.

Die Impfung kann zwar die AIDS-Infektion nicht verhindern, jedoch scheint das Immunsystem in der Lage zu sein, die Vermehrung der Viren im Körper zumindest zu kontrollieren. Wie lange diese Kontrolle anhält, wissen die Forscher jedoch nicht. Der Leiter der Studie Dan Barouch ist allerdings davon überzeugt, dass eine "wirksame, durch Impfung erzeugte Immunantwort dramatische Veränderungen im klinischen Ausbrechen einer AIDS-Virus-Infektion ermöglichen kann". Sein Kollege Ronald Desrosiers vom New England Regional Primate Research Center in Southborough, der auch mit AIDS-Impfstoffen an Affen experimentiert, warnt vor zuviel Optimismus: "Wir müssen immer daran denken, dass es sich hier um optimierte Laborstudien handelt."

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