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Verhaltensforschung: In der Warteschleife

Grüne Meerkatzen setzen auf Geduld.
Grüne Meerkatzen

Grüne Meerkatzen (Chlorocebus sp.) lösen eine Koordinationsaufgabe nicht über Kommunikation, sondern durch individuelles Lernen und eine ordentliche Portion Geduld. Dies haben Ronald Noë und Kollegen von der Université de Strasbourg festgestellt, während sie Gruppen von sowohl frei lebenden als auch in Gefangenschaft aufgewachsenen Grünen Meerkatzen bei einem sozialen Spiel beobachteten.

In ihrem "Forbidden-Circle"-Experiment trainierten die Forscher dabei zunächst ein Affenweibchen, einen verschlossenen Container zu öffnen, der schmackhafte Nahrung enthielt. Sobald die Grüne Meerkatze sich wieder in ihrer Gruppe aufhielt, weigerte sie sich jedoch, eine Futterbox wie erlernt zu knacken. Erst wenn alle dominanten Artgenossen außerhalb eines gedachten, "verbotenen" Kreises mit einem Durchmesser von 10 bis 15 Metern blieben, verschaffte sich das rangniedrige Weibchen blitzschnell Zugang zu der Nahrungsquelle und sicherte sich köstliche Fruchtstücke, bevor die übrigen Affen den Container erreichten.

Grüne Meerkatzen | Grüne Meerkatzen leben in Gruppen – beim Futterteilen ist es aber vorbei mit der Geselligkeit. Auch ranghohe Tiere müssen sich manchmal gedulden, um vom Wissen rangniedriger zu profitieren.

Auf dieses Verhalten reagierten nun die anderen Tiere der Gruppe. Für die dominanten Affen bestand die Schwierigkeit dabei darin, ihrem natürlichen Drang zu widerstehen, die für sie selbst nicht zu öffnende Futterbox für sich alleine zu beanspruchen, und stattdessen zunächst das Feld zu räumen: Sie mussten verstehen, dass die Versorgermeerkatze ihnen erst Zugang zur Leckerei verschaffen würde, sobald sie Abstand hielten. Diese Zurückhaltung lernten die Affen nacheinander in hierarchischer Reihenfolge, Alphatiere zügiger. Die Meerkatzen, die das Prinzip als erste durschauten, warteten geduldig außerhalb des Kreises, bis auch der letzte Artgenosse die verbotene Zone verlassen hatte. Das Spiel wurde über 40 Mal wiederholt, und nach einigen Durchgängen hatten alle dominanten Affen gelernt, den Kreis sofort zu Beginn einer neuen Runde zu meiden, so dass die gesamte Gruppe schnellstmöglich an das Futter kam.

Die Meerkatzen zeigten während der Lernphase weder Anzeichen von Kommunikation, noch versuchten die Alphatiere, unterlegene Affen aus dem Kreis zu verscheuchen. Noë fasst zusammen: "Zwar helfen höhere kognitive Fähigkeiten und die Entwicklung der Sprache bei Koordinationsaufgaben, aber individuelles Lernen und ein bisschen Geduld, während andere Gruppenmitglieder lernen, können ebenfalls zielführend sein."

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