Direkt zum Inhalt

Klimawandel: In warmen Wintern häufen sich Unglücke im Eis

Eine Analyse von rund 4000 Todesfällen zeigt: Die meisten Menschen ertrinken am Anfang und am Ende des Winters. Vor allem spielende Kinder sind betroffen.
See mit schmelzendem Eis

Wenn die Winter milder werden, brechen mehr Menschen auf Eisflächen ein und ertrinken. Das ist das Ergebnis einer Studie, die rund 4000 Todesfälle durch Ertrinken in zehn Ländern untersucht hat. Wie das Team um die Biologin Sapna Sharma von der York University im kanadischen Toronto feststellte, handelt es sich bei den Ertrunkenen in fast 50 Prozent der Fälle um Kinder unter neun Jahren, die auf dem Eis gespielt haben. Die meisten Menschen hingegen, die in Fahrzeugen auf dem Eis einbrechen und ertrinken, sind junge Erwachsene unter 24 Jahre.

»Am Anfang und am Ende des Winters ist das Risiko zu ertrinken am größten. In dieser Zeit ist das Eis weniger dick und stabil«, sagt die Biologin Sharma in einer Pressemitteilung. Die Unglücksfälle nehmen demnach zu, sobald die Lufttemperatur im Winter auf minus zehn bis minus fünf Grad Celsius steigt. Bei Temperaturen um null Grad verunglücken fünfmal mehr Menschen als an anderen Wintertagen. Das Eis gefriere heutzutage später im Jahr und schmelze auch schneller wieder als in früheren Zeiten, berichtet Sharma weiter. Wärmere Temperaturen, Regen und der Wechsel zwischen Frost und Tauwetter schwächten das Eis in Flüssen und Seen.

Die Forschungsgruppe hatte Statistiken aus den Jahren 1991 bis 2017 analysiert, darunter aus Deutschland, Italien, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Russland, Japan, Kanada und den USA. Demnach ist in Deutschland der Monat mit den meisten Todesfällen im Eis der März; insgesamt sind es im Schnitt rund 20 pro Jahr. Die im Vergleich zu anderen Ländern niedrige Zahl führen die Autoren unter anderem darauf zurück, dass die Temperaturen im Winter hier zu Lande nur selten unter null fallen. Pro Kopf sterben in Estland und Lettland am meisten Menschen im Eis. Kanada zählt mit im Schnitt rund 70 die meisten tödlichen Unglücke im Eis. In diesen Ländern gehöre es zur Tradition, im Winter zu fischen oder Schlittschuh zu laufen, erläutern die Autoren, und in einigen Regionen könnten sich die Menschen in der kalten Jahreszeit nur versorgen, indem sie über Eis fahren.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft empfiehlt, einen zugefrorenen See nur zu betreten, wenn das Eis mindestens 15 Zentimeter dick ist, bei Flüssen 20 Zentimeter. Wenn das Eis knistert oder knackt, besteht Lebensgefahr: Man sollte das Eis sofort verlassen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.