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Frühmenschen: Innovationen weckten Wanderlust

Der anatomisch moderne Mensch trat vor etwa 200000 Jahren in Afrika auf und zeigte zunächst keine Neigung, seine Stammheimat zu verlassen. Erst vor 80000 bis 60000 Jahren packte ihn plötzlich die Reiselust, und er setzte seinen Fuß auf den eurasischen Kontinent. Was veranlasste ihn zu diesem Sinneswandel? Die meisten Anthropologen vermuteten bisher eine Klimaänderung als Ursache. Einige sahen den Grund allerdings in verbesserten Werkzeugen, die dem Menschen auch ein Überleben in raueren Weltgegenden ermöglichten.

Diese These stützen nun neue Untersuchungen durch Zenobia Jacobs von der University of Wollongong in New South Wales (Australien) und ihre Kollegen. Ihnen ist es gelungen, die zwei wichtigsten Entwicklungsstufen in der mittleren Steinzeit genau zu datieren und vor allem ihre Dauer zu ermitteln. Es handelt sich um die Phase des „Still Bay“, in der unter anderem beidseitig behauene Speerspitzen entstanden, und des „Howieson’s Poort“, die Kompositwaffen und erste Werkzeuge mit Verzierungen hervorbrachte. Beide Perioden kommen an vielen Fundstätten in Südafrika vor, waren bisher jedoch zeitlich nur vage eingegrenzt.

Radiocarbonanalysen von Artefakten aus neun klimatisch verschiedenen Zonen Südafrikas erbrachten nun ein klareres Bild. Demnach begann die Still-Bay-Periode vor etwa 72 000 Jahren und dauerte weniger als ein Jahrtausend. Nach einer Pause von 7000 Jahren begann die Entwicklungsstufe des Howiesons’s Poort, die sich über 5000 Jahre hinzog. Untersuchungen von Eisbohrkernen aus der Antarktis zeigen, dass in beiden Zeiträumen keine starken klimatischen Schwankungen auftraten. Die Perioden stimmen jedoch mit der großen Emigrationswelle aus Afrika überein. Daraus schließen die Forscher, dass es technische Fortschritte und keine Klimaänderungen waren, die den Menschen dazu brachten, den Schritt in Neuland zu wagen.

Vera Spillner

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