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Insekten: Der vielleicht haarigste Käfer der Welt

Er sieht aus wie Vogeldreck und wäre daher fast übersehen worden: Ein neu entdeckter Sechsbeiner kommt ziemlich flauschig daher und bildet gleich eine neue Gattung.
Der neu entdeckte Bockkäfer Excastra albopilosa besitzt sehr viele weiße Haare auf seinem weiß-braun-schwarzen Körper. Ein Exemplar sitzt hier auf einem grünen Blatt
Excastra albopilosa wurde in einem Nationalpark in Queensland entdeckt.

Manchmal braucht es einen zweiten Blick, um überraschende Entdeckungen zu machen. Dem Biologen James Tweed von der University of Queensland etwa wäre beinahe ein bemerkenswerter Fund entgangen, weil er diesen beim ersten Hinsehen als Hinterlassenschaften eines Vogels wahrgenommen hatte. Erst beim näheren Betrachten erkannte er, dass es sich um einen Käfer handelte, der vielleicht der haarigste Vertreter seiner Ordnung in Australien oder sogar weltweit ist: Der Bockkäfer Excastra albopilosa ist über und über mit weißen Haaren bedeckt und wurde von Tweed zusammen mit seinem Team im »Australian Journal of Entomology« beschrieben. Wegen der vielen Besonderheiten packte ihn die Arbeitsgruppe sogar in eine neue Gattung der Bockkäfer, von denen es weltweit etwa 36 000 Arten gibt.

Erstmals gesehen hatte ihn Tweed, als er Weihnachten 2021 im Regenwald Queenslands bei der Binna Burra Lodge campen war. Er konnte den zehn Millimeter langen und unter den weißen Haaren schwarz und rot gefärbten Sechsbeiner zwar rasch als Bockkäfer identifizieren, doch ähnelte er sonst keiner ihm bekannten Art. Auch anschließende Literaturstudien sowie ein Bild-Posting in einer Facebook-Gruppe, die sich mit australasiatischen Käfern beschäftigte, brachten keine weiteren Erkenntnisse. Erst die Suche in der umfangreichen Australian National Insect Collection (ANIC) in Canberra bestätigte schließlich, dass es sich um eine bislang unbekannte Spezies handeln musste.

Warum der Käfer so haarig ist, wissen die Forscher noch nicht: Sie vermuten, dass die Auswüchse Fressfeinde abschrecken sollen. Die Haare lassen den Käfer wirken, als ob er tot ist und von einem Pilz befallen, der ihn mit seinem Mycel überzogen hat. Für genauere Aussagen müssten noch weitere Käfer gefunden und beobachtet werden. Allerdings ist auch ihr Habitat unbekannt; womöglich leben sie im Kronenraum des Regenwaldes, der kaum untersucht ist. Bislang haben die Forscher nur das Typusexemplar gefunden, das seitdem ebenfalls in der ANIC aufbewahrt wird.

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