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Metaanalyse: Intelligenz hilft der Gesundheit

Wer einen niedrigeren IQ hat, wird eher krank, psychisch wie körperlich. Warum das so ist – und was dagegen hilft.
Mehrere bunte Silhouetten von Köpfen, die sich überlappen, mit Zahnrädern in verschiedenen Farben im Bereich des Gehirns. Die Zahnräder symbolisieren Denken und Kreativität. Das Bild vermittelt den Eindruck von Teamarbeit und Innovation.
Gut zwei Prozent der Menschen sind hochbegabt, genauso viele minderbegabt. Der IQ beeinflusst nicht nur die Karrierechancen, sondern auch die Gesundheit.

Wie Denkvermögen und Gesundheit zusammenhängen, war lange unklar. Eine große Studie, die im Fachblatt »Communications Psychology« erschienen ist, zeigt: Menschen mit einem geringeren Intelligenzquotienten (IQ) in jungen Jahren haben ein erhöhtes Risiko, später psychisch oder körperlich zu erkranken.

Zu diesem Ergebnis kamen Forschende um Jonathan Fries von der Universität Wien, als sie eine differenzierte Metaanalyse durchführten, die verschiedene Auswertungsstrategien miteinander kombiniert und so robuste Aussagen erlaubt. Insgesamt werteten sie 49 Studien mit Daten von über 2,9 Millionen Menschen aus. Die Analyse bezog sich auf eine Vielzahl von Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes, Demenz und Depressionen. Der Effekt variierte entsprechend: Besonders stark war er bei der Schizophrenie, während sich für Krebs keine belastbare Verbindung zur Intelligenz zeigte.

Das Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen stieg im Schnitt um 22 Prozent pro 15 IQ-Punkte weniger – also pro Standardabweichung. Ein IQ von 100 markiert den Durchschnitt, Werte unter 85 gelten als unterdurchschnittlich. Bei weniger als 70 Punkten spricht man von einer Intelligenzminderung.

Als Erklärung führt das Team mehrere Faktoren an: So erhöht Intelligenz die Wahrscheinlichkeit für eine gute Schulbildung – und Bildung fördert Gesundheitswissen, Entscheidungsfähigkeit und Zugang zu Versorgung. Doch laut den Ergebnissen haben Menschen mit höherem IQ auch unabhängig davon eine größere Chance, gesund zu bleiben.

Das könnte mit der Art zusammenhängen, wie sie denken, planen und mit Belastungen umgehen: Wer Probleme analytisch angeht, vorausschauend handelt und sich gut selbst regulieren kann, entwickelt eher gesunde Gewohnheiten und erkennt Krankheitssymptome früher. Auch der Umgang mit Stress fällt oft leichter – möglicherweise ein Grund, warum kognitive Defizite besonders stark mit dem Risiko für psychische Erkrankungen verknüpft sind.

Die Forschenden diskutieren außerdem erbliche Einflüsse: Intelligenz und psychische Gesundheit könnten gemeinsame biologische Wurzeln haben – Hinweise darauf liefern genetische Studien. Gleichzeitig zeigt die Metaanalyse, dass eine gute Gesundheitsversorgung den Zusammenhang abschwächen kann: In Ländern mit besserem Gesundheitssystem fiel der Zusammenhang mit dem IQ weniger stark aus. Das legt nahe, dass gezielte Investitionen in Bildung und Prävention besonders jenen helfen könnten, die von vornherein benachteiligt sind.

  • Quellen

Fries, J. et al.: Multilevel multiverse meta-analysis indicates lower IQ as a risk factor for physical and mental illness. Communications Psychology 3, 2025

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