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News: Internationale Konjunktur: Nachlassende Unsicherheit

Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft stellen sich derzeit relativ günstig dar, jedenfalls günstiger, als zur Jahreswende vielfach befürchtet. Insbesondere in den Vereinigten Staaten zeigte sich die Expansion unerwartet robust. Zwar wird hier für dieses Jahr eine zyklische Abschwächung erwartet, diese wird mit einer Wachstumsrate von immerhin noch 2 Prozent im Durchschnitt 1999 nicht sehr markant sein. In den asiatischen Krisenländern werden die Prognosen für 1999 vielfach nach oben revidiert. Dies hilft auch Japan, die Rezession zu überwinden, wenn auch nur langsam. Die Expansion bleibt hier mit 0,7 Prozent (nach einem Rückgang um 2,7 Prozent im Jahr 1998) vorerst noch bescheiden.
Vor diesem Hintergrund machen sich in Europa die günstigen binnenwirtschaftlichen Fundamentalfaktoren nun stärker bemerkbar: Die Zinsen sind niedrig, die Fiskalpolitik ist weniger restriktiv, die Beschäftigung steigt in vielen Ländern, die Ertragslage der Unternehmen ist gut, und die Preise sind unverändert stabil. Die Stimmung in der europäischen Wirtschaft, die sich zur Jahreswende deutlich verdüstert hatte, wird sich dadurch schon bald aufhellen, zumal die Klimaindikatoren vielfach auf Entwicklungen wie den Einbruch der Exporte nach Asien reagierten, die bereits zu Beginn des Jahres 1998 absehbar waren und mithin an sich kein Anlaß zu einer stärkeren Revision der Erwartungen hätten sein dürfen.

In den binnenwirtschaftlich orientierten Sektoren weisen die Indikatoren ohnehin unverändert nach oben. Dadurch und aufgrund der günstigen Fundamentalfaktoren bleibt die Expansion in Westeuropa kräftig. Eine leichte Delle zur Jahreswende wird rasch überwunden, und das Bruttoinlandsprodukt wird um 2,5 Prozent im Durchschnitt dieses und um 3 Prozent nächsten Jahres zunehmen.

Innerhalb Europas zeigt sich allerdings eine deutliche Differenzierung: Die Länder außerhalb der EWWU befinden sich in einem zyklischen Abschwung, während die EWWU-Länder mit einem Zuwachs von 2,75 Prozent in diesem Jahr zu den Regionen mit der stärksten Dynamik weltweit gehören. In diese Länder gehen aber 44 Prozent der deutschen Ausfuhren, so daß die Vorzeichen für eine allmählich Stärkung des deutschen Exports nicht schlecht stehen.

All dies bedeutet freilich nicht, daß die Probleme und Risiken bereits überwunden sind. Die Verschuldung vieler Entwicklungs- und Schwellenländer ist unverändert hoch, und sie trifft in hohem Maße europäische Banken, was auch hier – wie bereits in den Vereinigten Staaten und Japan – zu einer Zurückhaltung bei der Kreditvergabe führen könnte. Zudem sind viele Forderungen in diesem Jahr fällig, was die Kapitalmärkte vor neue Herausforderungen stellt. Auch der anhaltende Druck auf die Rohstoffpreise birgt, obwohl er den Industrieländern Realeinkommensgewinne und Preisstabilität beschert, ein beachtliches Krisenpotential, beeinträchtigt er doch die Zahlungs- und damit Importfähigkeit vieler Entwicklungs- und Schwellenländer. Immerhin ist es aber den internationalen Organisationen und den Industrieländern gelungen, den "Teufelskreis" zu durchbrechen, freilich ohne ihn schon in sein Gegenteil zu verkehren.

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