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Interview: Auf schnellen Pfoten nach Osaka

Eine Platzierung auf den vorderen Rängen ist für das German Team Pflicht beim RoboCup 2005 in Osaka. Im Interview verraten die Studenten Marc Dassler und Dorian Scholz, wie die Vorbereitungen bei ihren Darmstadt Dribbling Dackels laufen.
Darmstadt Dribbling Dackels (Four Legged League) | Noch schnell die Gegner austricksen und ab durch die Mitte.
spektrumdirekt:
Welche Anforderungen müssen erfüllt werden, um am RoboCup teilnehmen zu können?

Marc Dassler:
Wir müssen uns für die Teilnahme zu allererst qualifizieren, aber dazu gehört eigentlich nicht viel. Wir mussten nur ein Video vorweisen, auf dem zu sehen ist, dass die Roboter Fußball spielen. Eine Mannschaft ist automatisch zugelassen, wenn sie auf den ersten drei Plätzen der lokalen Wettbewerbe landen, also bei den German Open.

spektrumdirekt:
Gibt es ähnliche Spielregeln wie in der Bundesliga?

Dassler:
Ja klar, foulen ist nicht erlaubt. Es gibt zwar dafür keine gelbe Karte, aber Zeitstrafen. Für den Schiedsrichter ist eben nur schwierig zu erkennen, ob das Foul absichtlich begangen wurde oder nicht. Es ist auch nicht erlaubt, dass sich alle Verteidiger im Torraum aufhalten und das Tor blockieren, sonst gäbe es ja gar keine Treffer. Die Dackel dürfen den Ball nur für eine kurze Zeit mit den Vorderbeinen festhalten, sonst bekommen sie eine Zeitstrafe, die am Spielfeldrand abgesessen werden muss.

spektrumdirekt:
Ist der Schiedsrichter ein Roboter oder ein Mensch?

Dorian Scholz:
Die Funktion des Schiedsrichters wird von einem Menschen übernommen. Anders als in der Bundesliga pfeift er aber vom Spielfeldrand aus und gibt die Kommandos an seine Assistenten weiter. Die Assistenten nehmen die Roboter aus dem Spiel. Das Team, das am Laptop sitz, gibt per W-Lan die Zeitstrafe an die Roboter weiter. Sie erhalten dann ein Datenpaket, in dem steht, dass sie für 30 Sekunden aus dem Spiel genommen werden. Dies ist auch die einzige Möglichkeit, in das Spielgeschehen einzugreifen.

spektrumdirekt:
Gibt es eine feste Mannschaftsaufstellung wie beim Fußball?
Dackel im Zweikampf | Im Zweikampf heißt es Dackel gegen Dackel.
Dassler:
Die einzige feste Position ist der Torwart. Alle anderen Roboter reagieren auf den Verlauf des Spiels und nehmen dadurch unterschiedliche Positionen ein. Im Moment arbeiten wir noch an der Gegnererkennung. Durch die Selbstlokalisierung können sich die Dackel eine Vorstellung davon machen, wo die eigenen Mitspieler stehen, weil sie drahtlos, also per W-Lan untereinander kommunizieren. Die Problematik der Gegnererkennung liegt darin, dass sie sich auf ihre Kamera verlassen müssen, also ihre "Augen". Durch die schlechte Bildauflösung können die Roboter die Farbtrikots nur fehlerhaft erkennen. Bekommen wir das Problem in den Griff, können wir auch taktische Spielzüge einbauen.

spektrumdirekt:
Was soll bis zum RoboCup noch verbessert werden?

Scholz:
Da gibt es eine Menge zu tun. Die Dackel sollen sich Pässe sicherer zuspielen können und müssen mehr Gefühl dafür entwickeln, wo sie selbst, die Teammitglieder und die Gegner auf dem Spielfeld stehen. Die Aufgabe für uns besteht eben darin, dass wir die Roboter das ganze Spielfeld sehen lassen können, auch wenn er nur in eine Richtung gucken kann. Er muss aber trotzdem wissen, was um ihn herum los ist. Bevor das German Team, also neben uns noch die Microsoft Hellhounds aus Dortmund, das ATH Aibo Humboldt Team Berlin und die Bremen Biters, nach Osaka fliegt, findet ein einwöchiger Workshop in Dortmund statt. Dort werden die Programmcodes der Hunde angeglichen und gegebenenfalls noch verbessert. Auch die neue Version des Robot Control muss bearbeitet werden. Dabei handelt es sich um das Programm auf den Laptops unseres Teams, welches eine Ablaufverfolgung unserer programmierten Software in einzelnen Schritten ermöglicht. Das heißt, wir können nachvollziehen, wie die Roboter eine Situation wahrnehmen und reagieren. Des Weiteren wird kontinuierlich an den Bewegungsabläufen gefeilt.

spektrumdirekt:
Gibt es seit den German Open nennenswerte Verbesserungen?

Dassler:
Auf den German Open hat das Dortmunder Team einen Roboter vorgestellt, der statt 30 cm pro Sekunde 40 cm schafft. Bei einer Spielfeldgröße von vier mal sechs Metern ist das enorm. Das Team aus Dortmund hat auch den Sprint für die Dackel entwickelt. Hier läuft der Roboter auf den Pfoten statt auf den Unterschenkeln und erreicht sogar 50 cm in der Sekunde. Von dieser sensationellen Entwicklung profitiert das gesamte German Team.

spektrumdirekt:
Was für Chancen rechnet sich das German Team in Osaka aus?

Scholz:
Ich denke schon, dass wir eine gute Platzierung erreichen werden. Letztes Jahr hat das German Team gewonnen. Aber man kann nie genau sagen, wie es für einen ausgeht, weil man den Stand der anderen Teams ja nicht kennt.


Das Interview führten Kathrin Wallon und Corinna Warth.

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