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Invasive Arten: So schnell eroberten Füchse Australien

Füchse gehören zu den schlimmsten eingeschleppten Arten Australiens. Ihr Siegeszug auf dem Kontinent vollzog sich überraschend schnell.
Ein Fuchs hält eine Taube im Maul. Der Hintergrund besteht aus trockenem Gras und Zweigen. Die Szene zeigt einen Moment in der Natur, der das Verhalten von Raubtieren veranschaulicht.
Füchse bedrohen viele einheimische Arten Australiens: Reptilien, Vögel, Beuteltiere. Und nichts kann sie scheinbar stoppen.

Fuchsjagd gehört zum traditionellen »Sport« mancher gesellschaftlicher Schichten Großbritanniens, und dieser Leidenschaft wollte man auch in den Überseekolonien frönen. Spätestens 1870 wurden Rotfüchse (Vulpes vulpes) daher an mindestens drei Stellen im australischen Bundesstaat Victoria ausgesetzt, wo sie als Nebeneffekt die ebenfalls für die Jagd ausgesetzten Kaninchen in Zaum halten sollten. Seitdem haben sie sich fast flächendeckend über den Fünften Kontinent ausgebreitet – mit verheerenden Folgen für die einheimische Tierwelt. Wie schnell sich diese Eroberung vollzog, hat ein Team um Sean Tomlinson von der University of Adelaide untersucht: In nur 60 Jahren sind die invasiven Raubtiere selbst bis in entlegene Ecken Australiens vorgedrungen.

Die Arbeitsgruppe hatte für ihre Studie hunderte Erstsichtungen ausgewertet, die in historischen Dokumenten vermerkt waren, und damit tausende Modellläufe absolvieren lassen. In Letztere flossen auch Daten zur Fuchsbiologie wie Vermehrungsraten oder Überlebensdauer mit ein. Dadurch ließen sich die historischen Ausbreitungswege im Laufe der Zeit rekonstruieren. Gerade Erstsichtungen hatten eine hohe Bedeutung, die regelmäßig den Weg in örtliche Dokumente fanden: Schaf- und Geflügelzüchter fürchteten um ihre Tiere, für die Füchse eine vermeintliche oder tatsächliche Bedrohung darstellten. Die besten Modelle konnten den Zeitpunkt der Ankunft von Füchsen an bestimmten Orten und in bestimmten Regionen sowie ihre aktuelle Populationsgröße sehr genau darstellen.

Die Simulation zeigt, wie rasch die Füchse anfänglich vordrangen: Zwischen 1870 und 1895 besiedelten sie den kompletten Südosten des Kontinents. Danach verlangsamte sich die Ausbreitung etwas, als die Tiere mehr und mehr in trockene Gebiete des Landesinneren einwanderten. Dennoch hatten sie bis 1940 auch den Westen, Nordwesten und Nordosten des Landes erreicht. Nur Teile des tropischen Nordens Australiens gelten heute noch als komplett oder weitgehend fuchsfrei. Bei der Ausbreitung kommt den Tieren zugute, dass sie bis zu 300 Kilometer auf der Suche nach neuen Revieren zurücklegen können.

Für einheimische Arten hatte das verheerende Konsequenzen: Im Laufe ihrer Evolution waren sie nicht mit diesem Raubtier konfrontiert und konnten daher keine Anpassungsstrategien entwickeln. Mindestens 16 Säugetierarten sind zumindest teilweise wegen der Nachstellungen durch Füchse ausgestorben. Zusammen mit Katzen gelten sie als Hauptursache für das Verschwinden australischer Spezies durch eingeschleppte Tiere.

Heute leben schätzungsweise 1,7 Millionen Füchse in Australien, die stark bekämpft werden. Immerhin einen natürlichen Feind gäbe es für sie, denn in Gegenden mit Dingos werden sie selbst zur Beute, was ihren Bestand eindämmt. Allerdings haben die Dingos als vermeintliche Schafsjäger selbst keinen guten Stand und werden dezimiert – was historisch gesehen wiederum die Ausbreitung der Füchse erleichtert hat.

  • Quellen
Tomlinson, S. et al., Diversity and Distribution 10.1111/ddi.70095, 2025

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