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Irak: Monumentales Relief aus dem Palast Assurbanipals entdeckt

Ein gewaltiges Relief aus dem Thronsaal des Assyrerkönigs in Ninive zeigt den Herrscher in exklusiver Begleitung: Erstmals fand sich ein Abbild der großen Gottheiten.
Eine archäologische Ausgrabungsstätte zeigt einen teilweise frei gelegten, großen Steinblock mit eingravierten Linien und Mustern. Der Stein liegt in einer Grube aus Erde und Sand. Die Oberfläche des Steins ist rau und weist Spuren von Verwitterung auf. Die Szene vermittelt den Eindruck von historischer Bedeutung und archäologischer Forschung.
Bei Ausgrabungen kamen die Bruchstücke eines gewaltigen Reliefs zum Vorschein. Es war ursprünglich wohl gut fünfeinhalb Meter lang und zeigt die Figuren in Lebensgröße.

Ausgrabungen am Nordpalast von König Assurbanipal haben seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits zahlreiche außergewöhnliche Reliefs ans Tageslicht befördert. Ein monumentales Relief ist den Ausgräbern von damals allerdings entgangen. Es wurde nun von Archäologen um Aaron Schmitt und Stefan Maul von der Universität Heidelberg bei ihren Forschungen im heutigen Irak in der einstigen Metropole Ninive entdeckt.

Wie die Gruppe in einer Pressemitteilung erklärt, war das aufgefundene Fragment einst Teil einer fünfeinhalb Meter langen und drei Meter hohen Reliefplatte. Ursprünglich wog es wohl an die zwölf Tonnen und befand sich im Thronsaal des assyrischen Herrschers aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. an prominenter Stelle in einer Nische gegenüber dem Eingang.

Ein Großteil des Reliefs ist nach Angaben der Wissenschaftler noch erhalten. Zu sehen ist darauf der Herrscher Assurbanipal, ihm gegenüber stehen die beiden bedeutenden Gottheiten Assur und Ištar, die Stadtgöttin von Ninive. Auch das mache den Fund außergewöhnlich, erklärt Schmitt: »Unter den zahlreichen Reliefdarstellungen assyrischer Paläste, die uns bekannt sind, gibt es keine Darstellung der großen Gottheiten.«

3-D-Scan des Reliefs | Das ursprünglich fünfeinhalb Meter lange Relief zeigt im Zentrum den assyrischen König. Vor ihm steht der Gott Assur, hinter ihm die Göttin Ištar. Nur der dunkelgraue Bereich ist erhalten. Vermutlich setzte sich das Relief links (hellgrauer Bereich) ähnlich fort wie auf der anderen Seite.

Die Figuren hinter den beiden Göttern deuten die Wissenschaftler als Fisch-Genius, der den Göttern und dem Herrscher Heil und Leben spendet, und als mutmaßlichen Skorpionmenschen, der mit seinen erhobenen Armen wahrscheinlich eine riesige, geflügelte Sonnenscheibe stützte, die über dem Relief angebracht war, aber nicht gefunden wurde. Die Fachleute gehen davon aus, dass das monumentale Relief noch in vorchristlicher Zeit in einer Grube hinter der Nische vergraben wurde.

Ninive befindet sich im Bereich der heutigen irakischen Stadt Mossul und gilt als eine der wichtigsten Städte Nordmesopotamiens. Im späten 8. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich Ninive unter König Sanherib zur Hauptstadt des neuassyrischen Weltreichs. Aaron Schmitt und sein Team forschen seit 2022 auf dem Kuyunjik-Hügel im Kernbereich des von König Assurbanipal errichteten Nordpalastes.

Im selben Jahr hatten irakische und amerikanische Archäologen bei Restaurierungsarbeiten am nahegelegenen Mashki-Tor ebenfalls Steinreliefs entdeckt. Die 2700 Jahre alten Bildwerke stammen vermutlich aus dem ehemaligen Palast von Sanherib und zeigen Szenen von Militärkampagnen. Der König hatte damals das Reich stark ausgedehnt: Unter seiner Herrschaft erstreckte es sich von der Levante über Ostanatolien bis nach Mesopotamien.

  • Quellen
Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 13. Mai 2025

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