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Täuschung mit Wahrheit: Irreführung ist so schlimm wie Lüge

Zu keinem Zeitpunkt die Unwahrheit gesagt? Das hilft leider überhaupt nichts, wenn man andere täuscht. Die nämlich werten das als nackte Lüge, Wahrheit hin oder her.
Eine dunkelhaarige Frau schüttelt die Hand eines Mannes und guckt dabei, als habe sie ihm grad ihren 15 Jahre alten Kleinwagen "in absolut fahrtüchtigem Zustand" angedreht.

Immer die Wahrheit sagen und trotzdem das Publikum in die Irre führen – eine Technik, mit der viele Menschen unangenehmen Fragen ausweichen. Doch davon lässt sich niemand täuschen, wie jetzt eine Arbeitsgruppe um Todd Rogers von der Harvard University in einer Serie psychologischer Experimente herausgefunden haben will. Demnach betrachtet das Gegenüber dieses Verhalten als ebenso unredlich wie eine direkte Lüge, insbesondere wenn man auf diese Weise eine direkte Antwort umgeht. Nach Angaben des Teams verschärft dieses Verhalten sogar Konflikte, denn wenn sich eine Seite darauf beruft, nur die Wahrheit gesagt zu haben, fühlt sich die andere Seite erst recht belogen.

Neben der direkten Lüge und der Unwahrheit durch Weglassen ist die Irreführung mit Hilfe inhaltlich völlig zutreffender Aussagen eine dritte, bisher nach Angaben der Forscher wenig untersuchte Form der Täuschung. Dabei begegnen wir ihr fast täglich: in Verhandlungssituationen, in politischen Talkshows und in der Partnerschaft. In einem der Experimente von Rogers und seinem Team zeigte sich in einem Fragebogen über Verhandlungsszenarien bei 500 Versuchspersonen eine deutliche Präferenz für diese Form der Irreführung – vermutlich sehen die Täter dies als ehrlichere Variante. Allerdings machte ein weiteres Experiment, diesmal eine konkrete Verhandlungssituation mit potenziellen Geldgewinnen, deutlich, dass es für die andere Seite überhaupt keinen Unterschied machte, welche Form der Täuschung genau zum Einsatz kam: Sie fühlte sich verarscht.

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