Irrlichter: Stecken Mikroblitze hinter rätselhaftem Sumpfleuchten?

Seit Jahrhunderten kennt und fürchtet die Folklore seltsame Leuchterscheinungen über dunklen, feuchten Landstrichen. Faulgase entzünden sich spontan, ist die nüchterne wissenschaftliche Deutung. Aber dazu, was hier wie und warum genau brennt, gibt es unterschiedliche Hypothesen. Eine Forschungsgruppe um Richard Zare von der Stanford University hat bei Experimenten einen neuen Erklärungsansatz gefunden: Wie das Team in einer Publikation vom 29. September 2025 schreibt, entstehen bei elektrischen Entladungen zwischen einzelnen, mikroskopisch kleinen Methanbläschen intensive, blauviolette Blitze.
Die Wissenschaftler erzeugten in einem Wasserbehälter mikrometergroße Bläschen, die Luft und Methan enthielten. Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera erfassten sie währenddessen kurze Lichtblitze, die von den wirbelnden Blasen ausgingen. Den Autoren zufolge passt das optische Spektrum der Strahlung zur Verbrennung von Methan.
Laut den Autoren verschieben sich elektrische Ladungen an der Grenzfläche zwischen Gas und Flüssigkeit, während sich die Bläschen durchs Wasser bewegen. Wenn sich dann Blasen vereinigen oder aufspalten, können sich Ladungen voneinander trennen. Wie bei einem Unterwasser-Gewitter kommt es irgendwann zum blitzartigen Ladungsausgleich – und das Methan wird gezündet.
Berichte über Irrlichter stammen aus aller Welt, und die überlieferte Dauer, Größe und Farbe der Leuchterscheinungen variiert – von regungslosem Flackern bis zu wandernden Feuerbällen, von grünlich bis blau. Der von Zares Team entdeckte Mechanismus ist für sich genommen vermutlich nicht hell genug und kann sicher nicht allein hinter allen diversen Erscheinungen stecken. Aber er ist möglicherweise ein wichtiger Baustein: Wenn organische Substanz verrottet, entstehen brennbare Gase wie Methan, Schwefelwasserstoff oder Phosphane. Um sie zu entzünden, braucht es einen Funken. Die Mikroblitze könnten das unscheinbare Streichholz für das schaurige Feuerwerk der Irrlichter sein, das sich je nach übrigen Bedingungen regional völlig anders abspielt.
Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version dieses Artikels war der Nachname des Wissenschaftlers falsch geschrieben: Zane statt Zare. Wir haben den Fehler korrigiert.
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