Italien: Seltene intakte Grabkammer der Etrusker entdeckt

Archäologinnen und Archäologen haben in der Nekropole von San Giuliano, rund 70 Kilometer nordwestlich von Rom in der Provinz Lazio, eine vollständig erhaltene etruskische Bestattung freigelegt. Die rund 2600 Jahre alte Grabkammer enthielt die Skelette von vier Personen, die auf sorgfältig behauenen Steinliegen ruhen – umgeben von mehr als 100 außergewöhnlich gut erhaltenen Grabbeigaben: Keramikvasen, bronzenen Schmuckstücke, Eisenwaffen sowie feinem Haarschmuck aus Silber.
»Eine unberaubte etruskische Grabkammer in dieser Region mit modernen Methoden auszugraben, ist ein absoluter Glücksfall«, sagt Grabungsleiter Davide Zori, Historiker und Archäologe an der texanischen Baylor University, in einer Pressemitteilung. »Für unser Team eröffnet sich damit eine einmalige Chance, Bestattungsrituale und Glaubensvorstellungen dieser faszinierenden vorklassischen Kultur zu erforschen.«
Die Grabkammern für die Bestattung hochstehender Persönlichkeiten schlugen die Etrusker aus dem Fels heraus, wobei sie die Form eines Hauses mit Dachgiebel nachahmten. So auch im Fall des neu entdeckten Grabs.
Die Fundstätte auf dem Hochplateau von San Giuliano wird seit 2016 durch ein interdisziplinäres Projekt der Baylor University systematisch ausgegraben. Im Zuge dessen wurden bereits mehr als 600 Gräber dokumentiert, allesamt waren sie jedoch im Lauf der Zeit ausgeraubt worden. Die Plünderungen begannen offenbar bereits mit Beginn der römischen Besetzung im 3. Jahrhundert v. Chr., zeigten die Ausgrabungen des Teams.
Von der Entdeckung berichtet die Gruppe bislang nur in einer Mitteilung der Universität, doch eine italienische Zeitung griff die Entdeckung auf. Eine Veröffentlichung in einem Fachjournal steht noch aus. Erste Untersuchungen legen nahe, dass es sich bei den Toten um zwei Männer und zwei Frauen handeln könnte, möglicherweise sind es zwei Paare. Mehr über ihre Leben, Herkunft und Verwandtschaft sollen nun Analysen der Knochen und eventuell vorhandener DNA-Reste liefern. Das Verhältnis bestimmter Isotope in den Gebeinen gibt beispielsweise Aufschluss darüber, wo ein Mensch aufgewachsen ist und wie er sich ernährte.
Die Kultur der Etrusker existierte zwischen dem 8. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. in der heutigen Toskana und angrenzenden Gebieten. Durch regen Austausch mit Griechen und Phöniziern brachten die Etrusker eine hochentwickelte Metall‑ und Keramikkunst hervor, deren Einflüsse sich weit über das eigene Gebiet hinaus erstreckten. Spuren etruskischen Kunsthandwerks finden sich zum Beispiel auch in den keltisch geprägten Gebieten des heutigen Deutschlands. Mit der Expansion der Stadt Rom gingen die Etrusker allmählich in der römischen Mehrheitsgesellschaft auf, umgekehrt übernahm diese viele Aspekte etruskischer Kultur und Lebensart.
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