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Raumfahrt: Japanische Mondlandefähre SLIM übersteht überraschend die Mondnacht

Die Ingenieure der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA hatten die Hoffnung nie aufgegeben, dass die Sonde noch mal aufwachen würde. Und tatsächlich widersteht die Mondlandefähre auch weiterhin allen Widrigkeiten.
Auf den Kopf gefallen
Die japanische Raumfahrtbehörde (JAXA) hat ein Kommando an den Mondlander SLIM geschickt und tatsächlich eine Antwort erhalten. Hier ist die Sonde nach ihrer etwas unglücklichen Landung zu sehen.

Wider Erwarten hat das japanische Raumfahrzeug SLIM die raue Mondnacht überstanden und die Kommunikation mit der Erde wieder aufgenommen. Der Smart Lander for Investigating Moon war am 19. Januar 2024 zwar sanft auf der Mondoberfläche gelandet, dann jedoch wegen Problemen mit den Solarzellen in den Ruhezustand versetzt worden. Die Aussicht auf eine Reaktivierung des Geräts schien gering. Doch nun vermeldete die japanische Raumfahrtbehörde (JAXA), dass sie ein Kommando an SLIM geschickt und tatsächlich eine Antwort erhalten habe. Das sei »die Bestätigung, dass das Raumfahrzeug die Mondnacht überstanden hat und die Kommunikationsfähigkeit aufrechterhalten wurde«, schrieb die Agentur auf X.

SLIM war eigentlich nicht dafür ausgelegt, die tiefkalte Nacht auf der Mondoberfläche zu überstehen, wo die Temperaturen unter minus 130 Grad Celsius fallen. Die JAXA-Ingenieure hätten die Hoffnung aber nicht aufgegeben, sagte SLIM-Projektleiter Shinichiro Sakai gegenüber »Nature«. Die Nachricht sei daher eine »schöne Überraschung«. »Wir wussten, dass einige Sonden der NASA die Mondnächte überlebt haben, also dachten wir, dass auch wir eine Chance haben könnten.«

Shinichiro Sakai geht davon aus, dass das Kommunikationssystem, der Bordcomputer und die Solarzellen des Landers funktionieren. Die JAXA gab in einem weiteren Tweet bei X bekannt, dass sie versucht, neue Bilder mit einer spektroskopischen Multibandkamera aufzunehmen, die zur Untersuchung der Gesteinszusammensetzung eingesetzt wird.

Für SLIM war es eine Achterbahnfahrt. Trotz einer erfolgreichen und hochpräzisen Landung in der Nähe des Mondäquators verlor die JAXA für einige Tage den Kontakt zur Sonde, als die Landefähre umkippte. Da die Solarzellen deshalb nicht mehr in Richtung Sonne zeigten, reichte die Energie gerade noch aus, um ein Foto zu machen und es zur Erde zu schicken, bevor die Mondnacht hereinbrach. Der nächste Sonnenuntergang wird am Donnerstag stattfinden.

SLIM muss sich gegen widrige Bedingungen behaupten

Während des Mondtags kann dagegen die extreme Hitze zu einem Problem für SLIM werden. Wenn die Sonne sehr hoch steht, überhitzt die Funkelektronik schnell. Das Team müsse daher warten, dass die Geräte im Lauf der Woche abkühlen, bevor es die wissenschaftlichen Untersuchungen wieder aufnimmt, sagte Sakai.

Elektronische Schaltkreise können versagen, wenn sie zu warm oder zu kalt werden, weil sie aus verschiedenen Materialien bestehen, die sich unterschiedlich schnell zusammenziehen, erklärt Simeon Barber, Planetenforscher an der Open University in Milton Keynes, Großbritannien, die Schwierigkeiten, gegen die SLIM sich behaupten muss. »Dadurch können erhebliche Rotations- und Dehnungskräfte entstehen, die dazu führen, dass Bauteile oder Verbindungen reißen oder auseinandergezogen werden«, sagte er.

Sowohl SLIM als auch die US-Raumsonde Odysseus, die vergangene Woche Geschichte schrieb, weil sie als erstes privat gebautes Mondlandegerät sanft auf der Mondoberfläche aufsetzte, hatten Probleme mit der Landeposition. »Die Landung auf dem Mond ist so schwierig wie eh und je«, merkt Barber an.

Der Bau der beiden jüngsten Raumfahrzeuge unterlag etlichen Zwängen, insbesondere gestiegene Kosten setzten Größe und Technologie Grenzen. »Die beiden Lander waren bis zum letzten Moment auf Erfolgskurs, erst dann kam es zu unerwarteten Schwierigkeiten«, sagte er. Dennoch hätten die Teams viele Daten sammeln können, die für künftige Versuche von Nutzen sein werden. »Der beste Weg zu einer erfolgreichen Landung ist, es weiter zu versuchen und aus früheren Fehlschlägen zu lernen«, erklärte der Planetenforscher.

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