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Hypochondrie: Jeder 14. Bundesbürger leidet an Krankheitsangst

Ungefähr sieben Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an Krankheitsangst, in schwerer Ausprägung auch Hypochondrie genannt, ergaben Untersuchungen am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Betroffenen seien in Gedanken oft bei ihrem Körper, erklärte Gaby Bleichhardt, stellvertretende Leiterin der Poliklinischen Institutsambulanz für Psychotherapie. Sie prüfen häufig, ob es ihrem Körper gerade gut geht oder ob unangenehme Empfindungen auftreten. Sie gehen auch häufiger zum Arzt, um abklären zu lassen, ob sie gesund sind.

Krankheitsangst oder Hypochondrie bezeichnet die Angst, unter einer oder mehreren Krankheiten zu leiden. Jeder Mensch hat mehr oder weniger Krankheitsangst. Menschen mit viel Krankheitsangst leiden unter einer ausgeprägten Angst oder Überzeugung, eine ernsthafte Krankheit zu haben.

Die meisten Betroffenen befürchten an Krebs erkrankt zu sein, wobei meistens eine ganz spezifische Krebsart, zum Beispiel Darmkrebs, genannt wird, erläutert Bleichhardt. Auch andere schwere Erkrankungen, wie Aids oder Alzheimer'sche Demenz, sind Gegenstand der Krankheitsangst, außerdem treten "Modeerscheinungen" wie die Sars-Ängste auf.

Den Betroffenen fällt es dann oft schwer, sich von den Gedanken an diese Krankheit zu lösen. Viele fühlen sich von den Ängsten gefangen genommen. Oft gelingt es nur durch wiederholte Arztbesuche, Suche in der Fachliteratur oder die Einbindung anderer Personen, eine Erleichterung zu erfahren. Meist ist diese Erleichterung jedoch nicht von Dauer.

Die Poliklinische Institutsambulanz bietet im Rahmen eines Forschungsprojekts seit fünf Monaten Betroffenen mit Krankheitsangst ein umfassendes Behandlungsangebot, das ihnen helfen soll, sich von den Ängsten zu lösen. Bei dieser kognitiven Verhaltenstherapie wird versucht, sowohl Gedanken als auch Verhalten eine andere Richtung zu geben. Gedanken rund um die Krankheitsangst sollen bewusst gemacht und möglichst aufgelöst werden. Bei den Verhaltensänderungen wird beispielsweise versucht, die Betroffenen zu regelmäßigen Arztbesuchen anzuhalten, während sie gleichzeitig die ständige Selbstkontrolle des Körpers unterlassen. Die ersten Erfahrungen zeigen nach Darstellung von Bleichhardt sehr positive Resultate.

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