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News: Jeder nur ein Kreuz

Im Internet kann man surfen, lesen, spielen, Infos suchen, Pizza bestellen, Bekanntschaften machen, Reisen buchen, Bücher kaufen, Unterhaltungen führen, Software besorgen, Fahrpläne nachschlagen ... und wählen! Zwar noch nicht so richtig, aber parallel zu dieser Bundestagswahl findet der erste Probelauf einer virtuellen Stimmabgabe statt. Seit gestern kann jeder seinen Stimmzettel für den 'Wahlkreis 329' beantragen. Wo? Natürlich im Internet!
Der Soziologe Prof. Dr. Dieter Otten von der Universität Osnabrück hat zusammen mit einem 20köpfigen Team von Studierenden der Europäischen Studien, der Soziologie, Politik, Geschichte und Sozialwissenschaften den 328 Wahlkreisen der Bundesrepublik einen weiteren hinzugefügt. Der Vorteil des "Wahlkreises 329": Er ist seit dem 15. August 1998 rund um die Uhr geöffnet und kann von der ganzen Welt aus per Internet besucht werden – zur Information und vom 20. bis 27. September zur Stimmabgabe. Der Nachteil ist, daß die dort eingehenden Stimmzettel keinen Einfluß auf die Zusammensetzung des Bundestages haben werden. Das Projekt ist bisher nur ein Test.

Doch das soll sich nach Vorstellung der Arbeitsgemeinschaft bis zum Jahr 2002 ändern. Mit dem diesjährigen spielerischen Probelauf wollen die Wissenschaftler erforschen, welche technischen, rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit das Internet als elektronisches Wahlmedium eingeführt werden kann. Bundestagspräsidentin Süßmuth hat sich bereits positiv über eine derartige Erprobung neuer Wahlmöglichkeiten geäußert.

Die Stimmabgabe im "Wahlkreis 329" verläuft wie eine Mischung aus persönlicher und Briefwahl: Seit dem 15. August kann man sich zur Wahl anmelden. Zum 20. September werden per E-Mail die persönlichen Wahlscheine mit Codenummern versandt. Im Wahllokal gibt es nach Eintippen der Geheimzahl zwei Wahlscheine: einen für die Listen- und einen für die Personenwahl. Als Kandidaten fungieren dieses Mal die Spitzenpolitiker der fünf momentan im Bundestag vertretenen Parteien. Nach Abgabe der beiden Stimmen durch Anklicken werden mit einem weiteren Tastendruck die Wahlzettel in die Urne gesteckt. Die Daten gehen zu einem anonymen Server und werden ausgewertet. Am 27. September um 17 Uhr schließt das Wahllokal seine Urnen.

Das Team um Professor Otten wird anschließend das virtuelle Wahlergebnis analysieren und mit dem Ausgang der wirklichen Wahl vergleichen. Vielleicht lassen sich auf diesem Wege sogar junge, politikverdrossene Wähler zur Stimmabgabe motivieren, hoffen die Forscher. Um eine möglichst große Beteiligung an ihrem Projekt zu erzielen, haben sie sich einen besonderen Anreiz ausgedacht: Neben dem Stimmzettel kann jeder Teilnehmer noch einen Tip abgeben, wieviel Prozente die einzelnen Parteien für sich verbuchen können. Wer das richtige Ergebnis errät, nimmt an der Verlosung einer 14tägigen Reise nach Japan teil. – Und was kann man bei der echten Wahl gewinnen?

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