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News: Jenseits von Afrika

Die ältesten Vorfahren des Menschen lebten in Afrika. Das gleiche gilt für die noch älteren gemeinsamen Vorfahren, die wir mit den Menschenaffen teilen - zumindest glauben das die meisten Forscher. Neue Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, daß der gemeinsame Ahn ein unbekannter Affe aus Europa oder Asien war, der vor 10 Millionen Jahren nach Afrika ausgewandert ist.

Dieser kontroverse Fund ergab sich bei der Auswertung eines phylogenetischen Stammbaumes, der die evolutionären Beziehungen zwischen ausgestorbenen und lebenden Primaten und altweltlichen Affen zeigt. Um den Stammbaum zu konstruieren, benutzten Caro-Beth Stewart von der State University of New York und Todd Disotell von der New York University Unterschiede in DNA-Sequenzen aus Dutzenden von Studien. Die Verzweigungspunkte ihres Baumes bestimmten die Wissenschaftler, indem sie Daten einer molekularen Uhr anwandten. Diese Uhr berechnet aus Unterschieden in DNA-Sequenzen die Zeiträume, die vergangen sind, seit zwei Linien sich getrennt haben. Dann zogen Stewart und Disotell Synthesen aus Fossildaten zu Rate, um herauszufinden, wie ausgestorbene Menschenaffen in diesen molekularen Stammbaum paßten. Schließlich fügten sie dem Stammbaum die geographische Verbreitung der fossilen und rezenten Menschenaffen hinzu.

Zuletzt simulierten die Forscher mit Hilfe eines Computers Szenarien von Wanderbewegungen, aus denen ihr phylogenetischer Baum entstanden sein könnte. Am besten paßte ein Szenario, in dem sich mindestens eine afrikanische Affenart über ihren Kontinent hinaus verbreitet hat – vor etwa 18 bis 20 Millionen Jahren. "Als Afrika vollgestopft war mit Affen", erklärt Disotell. Aus den Nachkommen der Auswanderer entstand eine ganze Reihe früher Affen in Europa und Asien, darunter auch die Vorfahren von Gibbons und Orang-Utans. Vor etwa 10 Millionen Jahren wanderte dann eine dieser eurasischen Affenspecies zurück nach Afrika, wo aus ihr die rezenten Primaten hervorgingen (Current Biology vom 30. Juli/ 13. August).

Andere Paläoanthropologen sind allerdings der Meinung, daß dieser Stammbaum zu fragmentarisch sei, um eine solche Behauptung zu stützen. David Pilbeam von der Harvard University erklärt, daß ein riesiges Loch in der Fossilienkette gähne – zu der Zeit, als sich die heute lebenden Menschenaffen entwickelten. Außerdem bezweifelt er, ob die fossilen Knochen ausgestorbener Affen jemals genug Hinweise geben werden, um die Äste ihres Stammbaumes verläßlich zu füllen.

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