Europas Raumfrachter ATV: "Johannes Kepler" auf dem Weg zur Selbstzerstörung
Das ATV ist nicht mit Hitzeschutzschilden ausgestattet und wird während des Wiedereintritts weitgehend verglühen. Nur besonders massive und hitzefeste Bestandteile überleben das Inferno, wenn ATV-2 gezielt über dem südlichen Pazifik zum Absturz gebracht wird, so dass allfällige Trümmerteile ohne Gefahr ins Meer fallen. In der gleichen Region stürzte bereits das ATV-1 "Jules Verne" im Jahre 2008 ab, und im Jahr 2001 fielen hier die weitaus massiveren Überreste der russischen Raumstation Mir ins Wasser.
Der Raumfrachter hatte Mitte Juni seine Pflicht getan und wurde nun für den Absturz mit 1200 Kilogramm Abfällen, Fäkalien und Schrott beladen. Bei seinem Start im Februar 2011 war "Johannes Kepler" mit rund sieben Tonnen Fracht beladen, darunter Nahrung und Ausrüstungsgegenstände für die ISS-Mannschaft, Sauerstoff für das Lebenserhaltungssystem der ISS und Treibstoffe.
Anfang Juni 2011 waren die Triebwerke des Raumfrachters dazu genutzt worden, die Umlaufbahn der ISS von 345 auf 380 Kilometer über der Erdoberfläche anzuheben. Durch die Erhöhung der Umlaufhöhe um 35 Kilometer sinkt der Reibungswiderstand der ISS in den dünnen Ausläufern der irdischen Hochatmosphäre beträchtlich, so dass ab sofort deutlich weniger Treibstoff für die Bahnerhaltung mittels der Bordtriebwerke benötigt wird.
Mitte 2012 soll sich das dritte ATV mit dem Namen "Edoardo Amaldi" auf den Weg zur ISS machen. Es wurde nach einem italienischen Physiker benannt. Das vierte ATV ist derzeit bei Astrium in Bremen im Bau und wurde vor kurzem auf den Namen "Albert Einstein" getauft.
Tilmann Althaus
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