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Nachruf: John Lowry Dobson (1915 – 2014)

Für Sternfreunde spielte John Dobson in der gleichen Liga wie Newton, Schmidt und andere geniale Köpfe, die mit innovativen Teleskopsystemen die beobachtende Astronomie revolutionierten. Nun verstarb der "Grandseigneur der Sterngucker" im Alter von 98 Jahren im kalifornischen Burbank.
John Dobson beim Deutschlandbesuch

Seit dem 15. Januar 2014 ist die Szene der Amateurastronomie um eine große Persönlichkeit ärmer: An diesem Tag verstarb John Dobson, der durch ein von ihm ersonnenes Teleskopsystem international bekannt wurde. Dem preiswerten und zugleich leistungsstarken "Dobson-Teleskop" verdanken unzählige Menschen weltweit die Möglichkeit, die Wunder des Universums mit eigenen Augen erleben zu können.

John Lowry Dobson wurde als Sohn eines Professors für Zoologie und einer Musikerin am 14. September 1915 in Peking geboren. Nach der Rückkehr der Familie in die USA und abgeschlossener Schulausbildung widmete er sich an der University of California in Berkeley dem Studium der Chemie, das er 1943 abschloss. Vermutlich waren es seine anschließenden Erfahrungen in der Rüstungsindustrie, die ihn dazu brachten, seinen Lebensweg grundlegend zu ändern und im Jahr 1944 einem Kloster beizutreten. In der nun folgenden Zeit kam Dobson intensiv mit der Astronomie in Kontakt. Sein erstes Gerät zur Himmelsbeobachtung war ein einfaches selbst gebautes Linsenteleskop, dass mit derjenigen Konstruktion, für die er später berühmt wurde, allerdings noch nichts gemeinsam hatte. Doch das kleine Fernrohr verschaffte ihm ein Schlüsselerlebnis, das ihn fortan nicht mehr loslassen sollte: den Anblick der Saturnringe.

Schließlich wurde John von dem unter Sternfreunden berüchtigten "Öffnungsfieber" infiziert – ein lichtstarkes Spiegelteleskop musste her. Der Mangel an Geld und hochwertigen Materialen zwang ihn, ein möglichst preiswert konstruiertes Instrument zu bauen. So entstand der Gedanke, ein Newton-Teleskop mit selbst geschliffenem Spiegel auf einem einfachen, frei beweglichen Unterbau zu montieren. Den Anblick des Mondes durch diese frühe Version eines "Dobson-Teleskops" wollte John fortan möglichst vielen zugänglich machen.

Dobson-Teleskop mit Sonnenfilter | So manchem Dobson gebührt ein Platz auf einem Ehrenpodest.

Sein Motto "Bitte lasst die Menschen durch Teleskope schauen" wurde zum bestimmenden Lebensinhalt und ließ sich nicht länger mit seinem Mönchsdasein vereinbaren. Schließlich wurde er aus dem Kloster ausgeschlossen. Und es sollte nicht die einzige Gelegenheit bleiben, bei der Dobson mit seinem Umfeld in Konflikt geriet: In dem Ausruf "Aus nichts kann nichts entstehen!" fasste er seine Abneigung gegen den Urknall zusammen, die er in Fernsehsendungen und auf Teleskoptreffen vehement verteidigte.

Den klassischen Plattformen der astronomischen Kommunikation fügte Dobson eine weitere hinzu. Seinem Erfindergeist entsprechend, kultivierte er die ebenso einfache wie wirkungsvolle Idee, sich mit einem Teleskop am Straßenrand zu postieren. Auf diese Weise konnte er mit der breiten Öffentlichkeit in direkten Kontakt treten und neue Interessenten für den Blick zum Himmel gewinnen. So entstand Ende der 1960er Jahre die "Gehsteig-Astronomie" (englisch: Sidewalk astronomy), die später weltweit Vorbild für ähnliche Aktivitäten wurde.

In den letzten Jahrzehnten seines Lebens gestaltete Dobson zahlreiche Kurse zum Teleskop-Selbstbau. Auch hier zu Lande konnten Sternfreunde die lebende Legende persönlich kennenlernen, als Dobson an der Internationalen Astronomiemesse AME 2006 in Villingen-Schwenningen teilnahm und am Stand des Spektrum-Verlags Besucher empfing. Ein damals in der Zeitschrift "Astronomie heute" erschienener Beitrag fasst die Eindrücke der Menschen, die ihm begegneten, so zusammen: "Viel zu schnell sind die Tage mit John verflogen … In den Herzen vieler neuer Fans hier in Deutschland wird er auch in Zukunft bleiben." – Worte, die ihre Gültigkeit behalten werden.

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