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News: Käfer sucht Baum...

Vielleicht sieht die Welt mit Insektenaugen nicht ganz so schön aus wie für uns Menschen - aber sie riecht bestimmt sehr interessant. Borkenkäfer finden zum Beispiel geeignete Bäume für ihren Nachwuchs mit Hilfe von Duftstoffen. Wissenschaftler wollen ihnen nun mit Geruchsmolekülen von Arten, die für Borkenkäfer giftig sind, erzählen, daß die Bäume im Wald eigentlich gar nicht so gut als Niststätte geeignet sind.
Wer sagt, Mutter Natur lasse sich nicht an der Nase herumführen? Ganz sicher ist dies nicht die Meinung von Dezent Huber, einem Doktoranden der biologischen Abteilung der Simon Fraser University. Er ist Mitgleid eines Forschungsteams, das sich mit der geheimen Geruchswelt zweier Insektenarten beschäftigt. Es handelt sich dabei um zwei Arten von Borkenkäfern: den Douglasfichten-Käfer und den Bergkiefer-Käfer, die beide zu den gefährlichsten Waldschädlingen Britisch Kolumbiens gehören.

In den letzten zwei Jahren untersuchte Huber diese zwei Käferarten, um herauszufinden, wie sie die für ihr Überleben notwendigen Bäume in einem Mischwald finden. Die Antwort liegt in der Luft – es sind natürliche Geruchsstoffe, die die Käfer abgeben und, seltsam genug, auch die Bäume selber.

Die winzigen Käfer (ihre Größe beträgt etwa einen halben Zentimeter) attackieren ihre bevorzugten Bäume, Douglasfichten und Drehkiefern, indem sie sich unter die Borke graben und dort ihre Eier ablegen. Die Bäume sterben schließlich ab, was die Holzwirtschaft in Britisch Kolumbien jedes Jahr um mehrere Milliarden Dollar bringt.

Welchen Zweck verfolgen nun die Untersuchungen von Huber? Es ist seit langem bekannt, daß die Borkenkäfer chemische Signale, die sogenannten Pheromone, benutzen, um ihre Artgenossen zu verwertbaren Bäumen zu führen. Außerdem erkennen sie ihre „Gastbäume” selbst am Geruch. Hubers Untersuchungen zeigen nun, daß sie auch die anderen Waldbäume „erriechen” können.

„Jede Art von Bäumen”, sagt Huber, „entläßt spezielle Marker, sich verflüchtigende Stoffe, in die Luft. Und so wie wir selbst den Duft einer nahen Kiefer oder Fichte riechen können, kann ein Borkenkäfer innerhalb des Geruchsbouquets eines Waldes genau die Bäume finden, die er sucht.

Fehler können sich die Käfer dabei nicht leisten. Graben sie sich in die Borke eines für sie falschen Baumes, so ist das nicht nur eine einfache Zeitverschwendung. Heftige Abwehrreaktionen solcher „Nicht-Wirte” – wie die Aussonderung giftigen Harzes – kann den Käfer und seine Jungen töten.

Nach Huber fliegen die Käfer durch den Wald und riechen die nicht in Frage kommenden Bäume. Das Signal heißt dann weiterfliegen. „Wir wissen, daß die Käfer vielleicht zwanzig verschiedene Duftkomponenten von Nicht-Wirtsbäumen erkennen können”, sagt Huber. „Dafür muß es Gründe geben, und wir denken, die liegen in einer gesteigerten Effektivität der Suche.”

Ironischerweise wird dieser hervorragende Geruchssinn vielleicht bald gegen den Käfer verwandt. „In einer Gegend, in der Borkenkäfer zu finden sind, würden wir es veranlassen, daß – sagen wir einmal – eine Douglasfichte wie eine Pappel riecht”, erzählt Huber. „Anstatt den Baum zu attackieren, würden die Käfer weiterfliegen.”

Huber analysiert und testet nun verschiedene Duftkomponenten. Er möchte herausfinden, welche als Abschreckungsmittel überhaupt und welche besonders gut geeignet sind. Die Resultate von Freilandversuchen sind vielversprechend. Im letzten Sommer fand er heraus, daß einzelne Bäume recht gut durch die Duftstoffe von Nicht-Wirten geschützt werden konnten.

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