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Kampf gegen Aids: Kürzungen bei HIV-Mitteln haben laut UN »verheerende« Folgen

Die USA und andere Geberländer haben Hilfsgelder eingeschränkt. UN-Fachleute befürchten Millionen zusätzlicher HIV-Infektionen. Doch betroffene Staaten stellen sich im Kampf gegen das Virus bereits neu auf.
Zwei Hände in Handschuhen spielen mit mehrere Ampullen voll Blut herum. Auf einer davon steht "HIV-Test". Mit echten HIV-verdächtigen Blutproben geht man allerdings etwas weniger lässig um.
Aids ist nicht heilbar, aber mit den richtigen Medikamenten zum Glück behandelbar. Zudem kann man sich gut vor einer Ansteckung schützen.

Der deutliche Rückgang internationaler Hilfsgelder im Kampf gegen HIV und Aids hat laut dem UN-Programm UNAIDS schwerwiegende Folgen. Weil die USA und andere Länder weniger zahlen wollen, könnten sich bis 2030 etwa 3,9 Millionen Menschen zusätzlich anstecken, heißt es im UNAIDS-Bericht.

Im vergangenen Jahr infizierten sich demnach weltweit etwa 1,3 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, das unbehandelt die Immunschwäche-Krankheit Aids auslösen kann. Rund 630 000 Personen starben an den Folgen von Aids. Ende 2024 lebten 40,8 Millionen Menschen mit HIV. Mehr als drei Viertel von ihnen hatte Zugang zu Medikamenten, mit denen sich das Virus behandeln lässt.

Welt bislang von US-Geldern abhängig

Seit 2010 haben sich deutlich weniger Menschen mit dem HI-Virus infiziert, die Zahl der Toten sank. Doch in den vergangenen Jahren seien internationale Hilfsgelder im Gesundheitsbereich deutlich gekürzt worden, heißt es in dem Bericht. Anfang 2025 hat die neue US-Regierung vorübergehend alle Zahlungen im Zusammenhang mit HIV eingefroren. Zuvor waren die USA für drei Viertel der internationalen HIV-Gelder aufgekommen.

Mittlerweile hat die Regierung in Washington die Finanzierung von HIV-Tests, Medizin und Gesundheitspersonal für andere Länder wieder aufgenommen. Dennoch: Die plötzlich beschleunigten Mittelkürzungen hätten »verheerende Auswirkungen«, meinte UNAIDS-Chefin Winnie Byanyima. Dass die Rechte von Risikogruppen in einigen Ländern eingeschränkt seien, würden zur Problemlage beitragen, erläutert sie in dem Bericht.

In Uganda sank etwa die Zahl der Menschen mit Zugang zu vorbeugenden HIV-Medikamenten von Ende 2024 bis September 2025 um 31 Prozent. In Burundi betrug das Minus 64 Prozent, und in Nigeria werden nur noch halb so viele Kondome verteilt wie im Jahr zuvor. 

Doch viele bisherige Empfängerstaaten von Hilfsgeldern haben bereits begonnen, sich auf die neue Finanzlage einzustellen und die HIV-Bekämpfung verstärkt aus eigener Tasche zu bezahlen. So haben dem Bericht zufolge mehr als zwei Dutzend Staaten ihre Gesundheitsbudgets und Ausgaben für HIV-Programme zuletzt deutlich gesteigert.

In Deutschland haben sich 2024 rund 2300 Menschen mit HIV infiziert. Der Wert liege um etwa 200 Neuinfektionen höher als 2023, erklärte das Robert Koch-Institut (RKI) in seiner jüngsten Schätzung. (dpa/dam)

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