Evolution: Kanus, Kultur und Darwin
Der kulturelle Fortschritt kann nach ähnlichen Mechanismen ablaufen wie die biologische Evolution. Das hat der Biologe und Bevölkerungsforscher Paul R. Ehrlich jetzt anhand der Entwicklung von Kanus nachgewiesen. Er verglich Boote, die von zehn verschiedenen Polynesischen Inselgruppen stammten. Dabei unterschied er funktionelle und schmückende Elemente. Die schmückenden Merkmale – Ornamente und religiöse Schnitzereien – unterschieden sich zwischen den Gesellschaften stärker als rein funktionelle wie die Form des Bugs. Demnach haben sie sich offenbar schneller verändert.
Die langsamere Entwicklungsgeschwindigkeit funktioneller Elemente lässt sich laut Ehrlich durch negative Auslese erklären. Diese Merkmale haben einen Selektionswert: Sie bestimmen, wie gut ein Boot in der Umwelt „überlebt“. Werden sie verändert, verschlechtert sich in der Regel die Funktion. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer Verbesserung, die sich dann allmählich durchsetzt. Schmückende Elemente haben dagegen keinen Selektionswert, sie können nach Belieben „mutieren“. Ähnlich verhält es sich bei Proteinen: Solche mit großer Bedeutung für die Fitness eines Lebewesens weisen eine besonders geringe Evolutionsrate auf.
Ehrlichs Ergebnisse lassen die kulturelle Evolution in einem neuen Licht erscheinen. Eine Theorie dafür hatten Wissenschaftler bisher für unmöglich gehalten. Menschliches Verhalten galt als zu komplex, als dass es vorhersagbaren Mustern folgen könnte.
Malte Jessl
Die langsamere Entwicklungsgeschwindigkeit funktioneller Elemente lässt sich laut Ehrlich durch negative Auslese erklären. Diese Merkmale haben einen Selektionswert: Sie bestimmen, wie gut ein Boot in der Umwelt „überlebt“. Werden sie verändert, verschlechtert sich in der Regel die Funktion. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer Verbesserung, die sich dann allmählich durchsetzt. Schmückende Elemente haben dagegen keinen Selektionswert, sie können nach Belieben „mutieren“. Ähnlich verhält es sich bei Proteinen: Solche mit großer Bedeutung für die Fitness eines Lebewesens weisen eine besonders geringe Evolutionsrate auf.
Ehrlichs Ergebnisse lassen die kulturelle Evolution in einem neuen Licht erscheinen. Eine Theorie dafür hatten Wissenschaftler bisher für unmöglich gehalten. Menschliches Verhalten galt als zu komplex, als dass es vorhersagbaren Mustern folgen könnte.
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